Pension Moritz, Salzberg bei Berchtesgaden. d. 20ten Juli 1883.
Lieber Volkland!
Ich habe erst Alles durchsehen wollen, besonders die Fantasie, ehe ich Ihnen schrieb. Nun warte ich aber immer noch auf die alte Ausgabe der Fantasie, u. will daher nicht länger zögern Ihnen vor Allem herzlichst zu danken für all die Mühe, die Sie sich wieder mit den Correcturen gegeben haben. Wie sehr erschreckt ich aber über die vielen Fehler in der Fantasie kann ich Ihnen nicht sagen, ich bin eigentlich ausser mir darüber.
Ich will heute Einiges noch über die Textveränderungen sagen. Allerdings finden sich Abweichungen von den Originalen, aber ich weiss aus mündlichen Äusserungen |2| meines Mannes gegen mich, dass er diese mit Absicht gemacht, u. habe alle die Aenderungen in seinen Ma¬nuscripten gefunden, folglich, bis auf die einzelnen Worte, die Sie hier u. da als falsch verzeichnet, stehen lassen. Ich finde z. B., trotz Heine, viel <> characteristischer zu sagen: „der steigt erst in das Grab hinein“ als, „der legt sich erst in’s Grab hinein.“ – In dem Lied der Braut ist auch die Aenderung statt „ganz“ „ sehr“ wohl besser, u. s. w. Im Geibel haben Sie schon Alles geändert, natürlich richtig. Im Räthsel das „eis“ natürlich.
Heute frage ich nun an, wohin ich Ihnen wieder etwas schicken darf? Ich habe keine |3| Ahnung, wo Sie sind.
Hier oben ist es wunderschön, aber für Sie wäre es nichts, denn es sind gar keine Herren hier u. für gar keine Unterhaltung gesorgt. Das ist auf die Länge doch nicht auszuhalten, wenn man nicht Arbeit bei sich hat. Ausserdem ist das ganze Vordereck überfüllt, wie ich höre, auch in unserer Pension kein Fleckchen leer. Recht leid thut es mir, dass durch diese ungünstigen Umstände wir um die Freude kommen mit Ihnen zu sein. / Mein Sekretär wird abgerufen ich füge selbst noch |4| meine herzlichsten Grüße für Sie und Ihre liebe Frau bei. Ob wir vielleicht im Septbr. uns noch begegnen? wo gehen Sie hin? Ihre liebe Frau schreibt mir doch hoffentlich bald Ausführliches!? –
Wie immer im[?]
Ihre
aufrichtige
Clara Schumann.
[Umschlag]
Herrn
Musikdirector
Alfred Volkland.
in
Basel
(Schweiz.)
Domplatz.
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