Kiel d. 16 Juni 1879. Professor Litzmann
Liebe Freunde Beide!
nun habe ich Ihnen noch nicht f. Ihre lieben Briefe gedankt, und doch so unzählige Male daran gedacht! Sie wissen aber wie sehr ich beschäfftigt, und nun noch dazu auf der Reise. Haben Sie, lieber Volkland, vor allem Dank für das erneuerte Anerbieten |2| mir bei der Revision zu helfen – ich schrieb deshalb abermals an B., aber er wollte es nicht, war sogar ein wenig piquirt, wie mir schien, und da muß ich es denn wohl unterlassen. Heimlich thue ich nichts gegen einen Freund, das fände ich nicht recht, und das verstehen Sie auch, nicht wahr?
Ist es aber denn wahr, daß Ihre arme Frau gefallen ist, und sich den Fuß verstaucht habe?
|3| Ich bitte sie sehr mir ein Wort hierher zu schreiben wie es ihr geht.
Von uns wissen Sie von der Fillu jedenfalls Alles! Gott sei Dank geht es mit Marie etwas besser, sie soll dieser Tage wieder zu gehen versuchen.
Wie wird es nun im Sommer werden? wo sehen wir uns? ich denke am 18 Juli von Frkf. nach Gastein abzureisen, am 13ten┌Juli┐ wieder |4| nach Frkf. zu kommen. Hier bleibe ich bis 27t d. M. dann will ich verschiedene Besuche in Berlin, Düsseld. Cöln, Godesberg, Rolandseck und Büdesheim machen, die ich den Kindern zum Theil gern erspare.
Allerherzlichste Grüße sende ich dem lieben Paar – ich hoffe, ich sehe Sie ’mal bei uns zu besserer Zeit, wo ich mehr im Stande bin Ihnen etwas zu sein, als es zu Ostern der Fall war, wo ich doch noch den Druck des schwer erlebten zu sehr auf meiner Seele lasten fühlte. In der Hoffnung eines baldigen Wortes Ihre Cl. Sch.
Von der Cantorei in Leipzig hörte ich nichts. Bargiel ist aber mit im Vorschlag wie ich hörte. Er war nicht zu bewegen sich zu melden. Bei Brahms hatte man angefragt, er lehnte ab.
Ich denke oft an Sie Beide – sähen wir uns doch bald!
[Umschlag]
Herrn
Musikdirector
Alfred Volkland.
in
Basel. (Schweiz)
Domhof
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