Fulda 28 May, 35
S. T.
Mit meiner Namens-Unterschrift bürge ich für nachstehende Rec. u. wünsche deren baldigen Abdruck. M. Henkel, Stadt-Cantor. Kirchen-Gesänge für katholische Gymnasien, ins Besondere zum Gebrauche des Theodorianum zu Paderborn. Daselbst bey J. Wesener 1835.
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Alles was auf musikalische Liturgie Bezug hat, nahm Rec. seit 36 Jahren mit ganz besonderem Interesse in Anspruch. Vorstehendes opus liefert abermals den traurigen Beweiß, wie wenig von Seiten der Oberbehörden auf stimm- u. sachfähige Redactoren bey Herausgaben solcher Werke die gehörige nöthige Rücksicht genommen wird. Soll es endlich mit dem Kirchengesange, besonders dem Katholischen besser werden; so muß auf schlechtes Machwerk hingewiesen, u. nur besseres empfohlen werden. Die meisten hier dargebotenen Melodieen haben wenig von der Würde und dem Character, welche in den Tempel des Herrn gehören. Man sehe u. höre nur: N. 6. Sanctus 3/4. N. 11. Gloria 2/4. N. 22. Credo 3/4. N. 23. Offertorium 2/4
N. 25. Nach der Wandlung 3/4. N. 27. Communion 3/4. N. 28. Beschluß 2[/]4. N. 32. Credo 3/4 u. s. w. u. s. w. Welche melismatische <Verzieh> Verzierungen, Schnörkel, Pausen; welche Verstöße wider das Metrum; welche Sylbendehnungen, welch’ schlechte Accentuation & c. –! Kurz die meisten Melodieen sind characterlos und passen eher für eine Dreh- als für eine Kirchen-Orgel. – Angehängt sind den deutschen Gesängen: Cantiones Sacrae. Aber auch diese alten u. ältesten Melodieen sind meistens so verbrämt, daß schwer die Urmelodieen erkannt werden.
Zum Schluße dieser Anzeige nur noch ein Beyspiel in Noten, worinn auch gevettermichelt wird:
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M. H. z. F.
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