Wien d. 26 Dec. 1869.
Verehrter Herr,
ich fühle mich gedrungen Ihnen mit einigen Worten zu sagen, wie sehr Ihr Aufsatz über Wasielewsky’s Biographie meines Mannes mich erfreut hat. Wie oft hatte ich so im Stillen für mich gedacht, wie doch unter so manchen Freunden meines Mannes, die recht wohl die Mangelhaftigkeit dieser Biographie erkannten, kein Einziger war, der das Wort gegen Wasielewsky ergriffen hätte – umsomehr mußte mich nun Ihr Auftreten erfreuen. Ich habe die Biographie nicht gelesen, weil ich Wasielewsky’s Unzulänglichkeit, sowohl als Mensch wie als Kritiker meinem Manne gegenüber, kannte, daß er aber nicht nur nicht den Character meines Mannes verstand, sondern ihn herabzusetzen suchte, das wußte ich nicht, und dafür, daß Sie gerade hierin meinen Mann vertreten,– danke ich Ihnen aus vollstem Herzen.
Gab es je einen edlen Menschen, so war er es, und wäre er nie der Künstler gewesen, der er war, so hätte man in ihm schon den |2| Menschen, dessen Herz und Geist in selten schöner Harmonie vereint entfaltet war, verehren müssen.
Ich könnte noch Manches darüber sagen, doch es würde zu weit führen. Vielleicht spreche ich Sie einmal und ist es mir dann ┌persönlich┐ <…> vergönnt Ihnen zu sagen, wie innig wohl Sie mir gethan.
Hochachtungsvoll
Ihre
ergeb
Cl. Sch.
An Dr Herrmann Deiters in Düren bei Aachen.
CS an Deiters, Hermann Wien, 26.12.1869 Sign.: 6285 A2
$1$ Wien d. 26 Dec: 1869.
Verehrter Herr,
ich fühle mich gedrungen Ihnen mit einigen Worten zu sagen, wie sehr Ihr Aufsatz über Wasielewsky’s [recte: Wasielewski] Biographie meines Mannes mich erfreut hat. Wie oft hatte ich so im Stillen für mich gedacht, wie doch unter so manchen Freunden meines Mannes, die recht wohl die Mangelhaftigkeit dieser Biographie erkannten, kein Einziger war, der das Wort gegen Wasielewsky ergriffen hätte – umsomehr mußte mich nun Ihr Auftreten erfreuen. Ich habe die Biographie nicht gelesen, weil ich Wasielewsky’s Unzulänglichkeit, sowohl als Mensch wie als Kritiker meinem Manne gegenüber, kannte, daß er aber nicht nur nicht den Character meines Mannes verstand, sondern ihn herabzusetzen suchte, das wußte ich nicht, und dafür, daß Sie gerade hierin meinen Mann vertreten,– danke ich Ihnen aus vollstem Herzen.
Gab es je einen edlen Menschen, so war er es, und wäre er nie der Künstler gewesen, der er war, so hätte man in ihm schon den
$2$ Menschen, dessen Herz und Geist in selten schöner Harmonie vereint entfaltet war, verehren müssen.
Ich könnte noch Manches darüber sagen, doch es würde zu weit führen. Vielleicht spreche ich Sie einmal und ist es mir dann persönlich vergönnt Ihnen zu sagen, wie innig wohl Sie mir gethan.
Hochachtungsvoll Ihre ergeb.
Cl. Sch.
An Dr Herrmann Deiters in Düren bei Aachen.