Düsseld. d. 15 Mai 1855
Lieber Herr Vogt [sic],
gern hätte ich früher geantwortet, aber es hielt schwer mit einem Zimmer, da in keinem Hôtel auch nur das kleinste Zimmer zu haben. Ich habe nun ein Privat-Zimmer bekommen, leider aber ziemlich entfernt von mir, was Sie wegen der lieben Ottilie am Ende manchmal genirt, es ging aber nicht anders. Ich habe das Zimmer auf die drei Pfingsttage gemiethet, mit 2 Betten per Tag 2 rh – man rechnet immer das Bett 1 rh. Ich hätte es Ihnen so gern billiger verschafft/ im Hôtel kostet das Bett 1 rh 10 Sgr und dabei Alles Andre furchtbar theuer. Nun weiß ich nicht, ob ich recht gethan! ich hörte, daß man vor zwei Jahren beim Musikfest so viel Noth gehabt Mittagessen zu bekommen, wenn man nicht im Hotel wohnte, da habe ich dann in der besten Restauration bei Herrn Geissler gleich für die drei Tage Couverts für Sie (d. h. den Platz) bestellt, man speist aber à la Carte. Leider habe ich keine Köchin, kann also darum mir nicht die Freude machen Sie zu Tisch bei mir zu sehen! mir kocht meine Wirthschafterin, und das ist doch zu einfach, als daß ich’s wagte Ihnen anzubieten. Ich hätte nun so gern Alles sehr nach Ihrem Wunsche gehabt, <> aber leider mit den Billetten das ist mir unangenehm, daß ich sie nicht vorn bekommen konnte; ich hatte zwei gute Plätze, mußte sie aber, weil Sie Dreie beieinander wünschten gegen Andere, die viel weiter entfernt sind, eintauschen. Uebrigens aber ist der Klang, glaube ich, vielleicht da noch besser, als zu nahe. Noch möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, daß das Zimmer sehr einfach ist, da Sie aber doch den ganzen Tag nicht da sein werden, so machen Sie Sich wohl nicht so viel daraus? – Die Adresse ist: 158, am Friedrichsplatz bei Frau Peipers., und die Meinige: Bilkerstraße Nro 1032, eine Treppe.
Nun herzlichste Grüße Ihnen Allen! recht leid thut mir’s, daß ich Ihnen Ihr Pathchen nicht vorstellen kann – meine Mädchen sind Alle in Pension; Marie und Elise in Cöln, und Julie in Berlin.
Noch Eines: die Frau Peipers hat noch einige Zimmer zu vermiethen – sollten Sie von Jemand hören, der Eines wünschte (etwa Dr Härtel, der ja auch kommen soll) so bin ich gern bereit es zu besorgen. So denn auf baldiges Wiedersehen!
Ihre
herzlich ergebene
Clara Schumann.
NB. Die Nachrichten von meinem geliebten Manne sind in letzter Zeit nicht so gut gewesen – ich bin, wie Sie denken können, sehr betrübt darüber! Ach, immer hofft man zu früh! für mich wird das Pfingstfest kein freudiges – kanns nicht sein, und würde nicht die Peri gegeben, wäre ich sicherlich fortgereist. Vor zwei Jahren, wie war mein Mann da so recht in voller Krafft, und so glücklich gerade an dem Fest! –