Düsseld. d. 3. April 55
Hochgeehrter Freund,
so eben erhalte ich von Frl. Sabinin die Nachricht, daß am 9ten April die Genovefa gegeben werden soll. Wie mein Herz mich dazu zieht, können Sie denken, wäre nur der Costenpunct nicht! mir ist nun eingefallen, wäre es nicht möglich, daß ich vielleicht an einem der anderen Tage im Theater spielte? hätte ich nur ein Honorar von 15 Friedrichsd’or, so hätte ich eben das Reisegeld. Was meinen Sie dazu? verzeihen Sie ja, daß ich Sie auf solche Weise belästige! oder wie wäre es, wenn ich mit Joachim zusammen ein Concert im Theater gäbe? ich glaube, er thäte es mir zu Liebe! bitte, lieber Freund, theilen Sie mir Ihre Ansicht darüber mit.
Herzlich danke ich Ihnen, sowie der gnädigen Frau Fürstin, für die gütige Einladung bei Ihnen zu wohnen, jedoch fühle ich mich auf Sabinin’s abermalige sehr dringende Einladung eigentlich verpflichtet, wieder dort zu wohnen! Vielleicht könnten sie gar glauben, ich habe mich bei ihnen nicht wohl befunden, und das thäte mir gar zu leid. Wollen Sie dieß der Frau Fürstin sagen und Ihr gütiges Fürwort einlegen, daß Sie mir nicht zürne!
Verzeihen Sie diese Schrift – ich bin aber sehr erregt, und kann kaum die Feder halten. Die Nachrichten des Theueren lauten immer besser – er wird viel Freude haben, wenn ich Ihm von der Oper schreibe. Bis jetzt
that ich es nicht, weil ich fürchtete, es könne irgend Etwas die Aufführung verhindern.
Wollen Sie, verehrtester Freund, mir sobald Sie können, antworten, und innigsten Dankes versichert sein
Ihrer
ergebenen
Clara Schumann.
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