Düsseldorf, den 30. Oktober 1852
Lieber Herr Voigt,
tausend Dank Ihnen und Ihrer lieben Bertha für das schöne Geschenk, vor allem aber für Ihr so freundliches Gedenken unserer! Sie haben uns dadurch recht freudig überrascht, und, ginge es, wie so gerne drückte ich Ihnen Beiden die Hand dafür! Doch da das auf dem Papier nicht geht, so nehmen Sie, bis auf einmal Wiedersehen, fürlieb mit einem schriftlichen, aber recht herzlichen Dank von Robert und mir. Mein geliebter Robert ist leider noch immer nicht ganz hergestellt; obgleich sich sein befinden gebessert hat, so muß er doch noch jede Anstrengung meiden. Wie schwer es ihm wird, sich so schonen zu müssen, können Sie sich denken, der Sie ihn sowohl kennen und wissen, wie sein Leben ein stetes Schaffen war! - Nun, ich denke, der Himmel wird ihm schon wieder seine alte Kraft schenken, nur müssen wir geduldig harren! Der Arzt ist durchaus nicht besorgt um ihn, er sagt, sein Leiden sey nur ein Überreizung der Nerven durch vieles Arbeiten, und Schonung wird die Nerven bald wieder stärken; schon das Seebad in Scheveningen hat ihn gute Dienste gethan. Von Ihrer schönen Reise hatte ich schon gehört und mich herzlich gefreut, daß Bertha auch diese paradiesischen Gegenden gesehen, die mich vor einem Jahr mit wahrer Wonne erfüllt haben! - Ich kann mir denken, daß Sie Beide zusammen nicht weniger geschwelgt haben, als wir damals in Genf, Vevey etc: Über diese Natur geht doch wahrhaftig Nichts! - Wie wollte ich mich freuen, könnte ich am Schlusse dieser Zeilen Ihnen zurufen, "auf baldiges Wiedersehen"! Doch, daran ist nicht wohl zu denken, jetzt, müssen wir uns begnügen, Ihnen aus der Ferne unsere Grüße zu senden!
Ihnen Beiden von uns beiden das Herzlichste!
Ihre
wahrhaft ergebene
Clara Schumann.
Meine Elise wurde hochroth, als ich ihr Ihre Grüße ausrichtete; sie sagte, sie habe doch den besten Pathen von Allen.
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