Dresden den 20sten August 1845.
Geehrter Herr,
So eben von einem kleinen Ausflug zurückgekehrt finde ich Ihre Sendung und danke Ihnen freundlichst dafür, wie für den Brief, so für die Lieder. Vieles in den letzteren, das Meiste hat mich angesprochen, vor allen, wie Sie richtig vermutheten, das Frühlingslied von Heine und dann das Folgende in E Dur. Die jugendlich-schwärmerische Stimmung, der sie entsprungen, habe ich gar wohl herausgefühlt, wie denn auch die Gewandtheit in Form und Ausdruck mich sehr überrascht hat. Sind Ihnen die Lieder von Eichendorf nicht bekannt? In diesen würden Sie noch Vieles finden, was Sie ganz besonders zur Composition reizen müßte.
Haben Sie von Theodor Kirchner nichts wieder gehört? Es wird Zeit, daß er bald einmal mit etwas Tüchtigem aus seinem Schweigen hervortritt, damit seine Freunde nicht irre an ihm werden.
Nehmen Sie nochmals meinen Dank für Ihre Gabe und möchten Sie nicht aufhören, der Kunst in der Weise zu dienen, wie Sie es so schön begonnen; sie schmücke Ihr Leben fort und fort!
In aufrichtiger Theilnahme
Ihr
ergebener
Robert Schumann
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