Mein theurer Freund!
Habe ich doch in den letzten Tagen und Wochen soviel Ihrer gedacht und mich an den reichen Producten Ihrer Innenwelt ergötzt, innig erfreut, daß ich auch endlich es einmal laut werden lasse und noch dazu durch eine zweite, noch bessere Feder und Stimme es bekräftige. Ihr köstlicher Aufsatz über Hugenotten u Paulus fing bei mir dergestalt Feuer, daß ich ihn überall verkündete, wo ich ein offnes Herz dazu glaubte; so empfing ihn Rochlitz vor einigen Tagen aus meiner Hand und gestern ich seine Antwort, die ich beilege, mir aber bald wieder erbitte. Wie danke ich Ihnen nur die Freude, die ich beim Lesen Ihrer herrlichen Ansichten empfand! nein, wahrlich, so hat es Niemand gefühlt, wie wahr Alles sei, so hat es Niemand in sich aufgenommen, wenn auch andere mündlich und schriftlich es besser beweisen. Meine Denkungsart fand ich in jedem Worte und jede Zeile war eine Saite meines Innern, die lange bebte. Und das mußte einmal heraus. Nun aber die andre Entzückung, Ihr Carneval! tausendmal reichte ich schon die dankende Hand hinüber – dieses Werk ist so recht für mich gemacht, das paßt so recht für meine Kräfte – ich schwärme nicht wenig dabei und spiele es recht oft, auch jenes Abend<s> gedenkend, wo ich es zum erstenmale von Ihnen hörte – Sie wissen, welchen Eindruck es gleich a priori auf mich machte u nun kommt der Nachdruck u Gegendruck dazu. Schwatzte ich zu viel für Ihre Zeit? Sie allein sind Schuld, Bester, dass Sie so Schönes schaffen.
Mit treuer Freundschaft
Eleonore.
Freitag früh.
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