Leipzig d. 19//12 1842
Gestern, liebe Elise, war es nicht mehr möglich Deinen Brief zu beantworten, denn ich bekam ihn erst nach Schluß der Post; heute früh aber ist es mein Erstes Dir zu sagen, wie sehr wir uns freuen Dich bei uns zu sehen. Mein Mann war 2 Tage ganz bettlägrig, auch mich hättest Du gestern im anderen Winkel des Zimmers liegend gefunden, doch heute geht es Gott sey Dank wieder besser, und ich hoffe, wir wollen Dich ganz gesund empfangen. Ich freue mich unendlich darauf, daß Du den heiligen Abend bei uns zubringst, wo könntest Du es wohl besser, außer Deinem elterlichen Haus, als bei uns! nur muß ich Dich bitten sehr beschränkt im Platz bei uns Fürlieb zu nehmen, ich kann Dir mit dem besten Willen kein besonderes Zimmer geben, doch bei mir bist Du ganz ungenirt, das weißt Du ja, und von ganzem Herzen freundlich aufgenommen. Schreib uns nur, wann Du kommst, damit ich Dich von der Post abhole.
Was Du für Pläne eigentlich hast, werde ich noch nicht recht klug, ich glaube, liebes Kind, |2| Du weißt Selbst noch nicht, was Du willst. Können wir Dir mit Rath und That beistehen, so soll’s gewiß geschehen.
Was hat Liszt eigentlich vor? Kömmt er hierher? oder geht er nur nach Berlin? er scheint sich alle Tage anders zu besinnen. Schreib mir gleich wieder, und komme bald zu uns, die Dir mit offenen Armen entgegenkommen werden.
Deine Clara.
Montag’s grüße Alle recht freundlich von uns.
|4| Fräulein
Fr.
Elise List.
in
Weimar
Abzugeben bei der
Frau Rittmeister Voigt
am Erfurther Thor.
Fr.
pressant.
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