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ID:
22577

Geschrieben am:
Dienstag 20.11.1855

Meine theuerste Freundin,

Einige Zeilen will ich Ihnen noch schicken ehe ich in’s Concert gehe u. viele, viele Grüße.

Es ging Alles gut, d. h. besser als ich hoffen durfte Heute Früh in der Probe; die Musiker hatten schon über 3 St. probirt, folglich konnte ich das Concert nur einmal durchspielen, so daß von irgend feinerem Begleiten |2| keine Rede sein kann. Doch habe ich so feste im Takt gespielt daß sich Alle baß darüber verwunderten u. alles immer zusammen war.

Der Flügel hat einen schändlichen Anschlag u. in der Mitte z. B. keine Spur von Kraft od. Ton. Ihren Rath habe ich befolgt u. Gestern Abend noch im Saal geübt. Das war überaus gut.

Jetzt will ich hoffen daß Alles |3| gut geht u. in Hbg. schon viel besser.

Wie geht es Ihnen denn? in Hamburg finde ich wohl schon einen Brief vor? Wie freue ich mich darauf. Ich fahre wohl erst Morgen Abend mit dem Omnibus nach Hbg.

Sein Sie aufs herzlichste gegrüßt u. freuen Sie Sich mit mir, daß Weihnacht nicht allzuweit u. wir uns schon viel früher wiedersehn.

Viele Grüße Allen, bes. Joachim

Ihr Johannes.

Absender:
Brahms, Johannes (246)

Absendeort:
Bremen

Empfänger:

Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)

Empfangsort:
Berlin

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 3
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-014-8
Seite: 422f.

Standort/Quelle:^*)
D-B: Mus. Nachl. K. Schumann 7,68

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	22577
Geschrieben am:	Dienstag 20.11.1855	Meine theuerste Freundin, Einige Zeilen will ich Ihnen noch schicken ehe ich in’s Concert gehe u. viele, viele Grüße. Es ging Alles gut, d. h. besser als ich hoffen durfte Heute Früh in der Probe; die Musiker hatten schon über 3 St. probirt, folglich konnte ich das Concert nur einmal durchspielen, so daß von irgend feinerem Begleiten \|2\| keine Rede sein kann. Doch habe ich so feste im Takt gespielt daß sich Alle baß darüber verwunderten u. alles immer zusammen war. Der Flügel hat einen schändlichen Anschlag u. in der Mitte z. B. keine Spur von Kraft od. Ton. Ihren Rath habe ich befolgt u. Gestern Abend noch im Saal geübt. Das war überaus gut. Jetzt will ich hoffen daß Alles \|3\| gut geht u. in Hbg. schon viel besser. Wie geht es Ihnen denn? in Hamburg finde ich wohl schon einen Brief vor? Wie freue ich mich darauf. Ich fahre wohl erst Morgen Abend mit dem Omnibus nach Hbg. Sein Sie aufs herzlichste gegrüßt u. freuen Sie Sich mit mir, daß Weihnacht nicht allzuweit u. wir uns schon viel früher wiedersehn. Viele Grüße Allen, bes. Joachim Ihr Johannes.
Absender:	Brahms, Johannes (246)
Absendeort:	Bremen
Empfänger:	Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Empfangsort:	Berlin
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 3 Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Johannes Brahms und seinen Eltern / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik / Dohr / Erschienen: 2022 ISBN: 978-3-86846-014-8 Seite: 422f.

Standort/Quelle:^*)	D-B: Mus. Nachl. K. Schumann 7,68
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla