Liebe Clara,
Lange sollen Sie Liebe nicht warten auf einen Gruß von mir; ich hoffe er kommt mit Ihnen zugleich in Kiel an u. wird Ihnen bald ins Haus gebracht.
Den ganzen Tag habe ich im Haus gesessen, zum Abend aber will ich aus gehen um recht innig Ihrer u. der Eltern denken zu können. Sie wünschen mich auch gewiß so sehr hin, wie ich mich!
Ich hoffe Sie schreiben mir viel, wie Sie Mutter u. Elise fanden, und |2| wie Alles aussah u. wie Sie geschlafen haben bei dem Contrabaß, den Hörnern u. Geigen.
Wie gern lief ich Morgen Früh mit Ihnen in Hbg. herum u. besäh all die alten Straßen wieder u. gar wie gern wär ich Heut Abend mit meinen Liebsten zusammen.
Ich bekomme immer Sehnsucht wenn ich recht an Hamburg denke u. fühle mich immer in gewisser Weise besonders glücklich wenn ich dort bin u. laufe auf den altbekannten Wällen u. in den Straßen umher.
Gleich beim Nachhausekommen Heute bekam ich einen Brief von Grädener, der flieg. Bl. <s> wegen.
In der bittersten Weise schreibt |3| er darin von gräßlichem Mißtrauen daß [sic] er gegen durchaus alle Menschen habe. Menschenhaß etc etc, daß ich gar nicht wußte, was das sollte.
Bertha war bei Tisch einigemal gänzlich abwesend, sie starrte zum Fenster hinaus u. vergaß Essen u. Alles. Einmal hielt ich ihr eine große Saubohne unter die Nase, sie merkte es lange nicht, hernach erschrak sie.
Sie ist grade so verliebt, wie ich u. auch Grimm uns früher dachten daß sie sein müsse.
Ich will enden damit der Brief sie [sic] noch von Hbg. nach Kiel begleiten kann.
Die allerherzlichsten Grüße u. möge es Ihnen gut gehn
Ihr
Johannes.
Bertha grüßt.
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