Courtavenel October 1847.
Meine gute liebe Clara
Ich vermuthe daß du den Brief nicht empfangen hast, welchen ich dir vor ungefähr drei Monate dir geschrieben habe, denn seit meiner abreise von Dresden hab ich keine Nachricht von Dir. Bist du den ganzen Sommer da geblieben? Wie geht es Dir? Deinen Kindern? Deinem Robert? Ich hoffe dich im nächsten Monat zu treffen. Du hast wahrscheinlich schon gehört, daß ich in Dresden sechs Gastrollen geben werde - gegen den 10ten treffen wir ein.
Liebe Clara, sage mir ganz offen ob du einen unangenehmen Auftrag für mich annehmen kannst - der wäre, eine kleine Wohnung für uns zu miethen, auf einen Monat - mit einer Köchin dazu. Mein Mann und meine kleine Louise begleiten mich, mit der bonne und den russischen Bedienten. Ich brauche also ein Salon, 2 Schlafzimmer und eine Ecke für den Russen. Meine Bitte ist höchst |2| unbescheiden, ich fühle es, aber du bist so gut! und noch überdies, du wirst mir gleich ganz offen zu antworten, wenn Du keine Zeit oder keine Lust dazu hast "Ich kann, oder ich will nicht deinen Auftrag<>annehmen, suche Dir Jemand anderes ihn zu erfüllen." Wenn Du mich als Freundin behandeln willst, wirst Du so sprechen. Wir bleiben noch eine Woche hier, ungefähr so lange wie das Wetter schön ist. Meine liebe Mutter ist noch hier bei uns. Wir haben einen herrlichen freudigen Sommer durchgelebt. Das Landleben hat mir nie so schön geschmeckt. Ich hatt's verdient, denn ich war sehr müde von meiner Winterarbeit, als ich in Dresden war. Als ich Deutschland[?] verlassen habe ich mich ganz "ausgeruht" habe nicht einmal gesungen. Ich freue mich sehr meine Arbeit wieder anzufangen. Gute Clärchen, habe mich lieb, und |3| und schreibe mir gleich nach Paris: rue de la Victoire Nr. 11. Wir werde da einige 14 tage bleiben. Wenn es leicht ist, eine Wohnung zu bekommen so miethe sie mir auf ein Monat, vom 8ten November an.
Mein Mann grüßt tausendmahl deinen Robert - Meine liebe Mutter liebt dich sehr - und ich liebe dich unendlich und bin auf ewig Ihre Freundin Pauline
P.S
Du weißt, liebe Clara daß wir nach London nicht gereist sind – so habe ich nicht von dir dort nicht [sic] sprechen können. Meine Luise küßt zehnmal deine hübschen Mädchen, ihre Spielgefährtinnen. Wenn du den Herrn Meser, Tichatschek oder die Kaskels siehest, grüße sie von mir.
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