Dresden 2t Aug 56.
Theuerste, hochverehrte Frau Schumann
Wenn ich es wage Ihnen in Ihrem tiefen Schmerz persönlich zu nahen, so rechnen Sie es nur dem tiefen, innigen Mitgefühl zu was ich für Ihr unermeßliches Leid im Herzen trage. Jahre harten Grames haben Sie auf diesen Ausgang vorbereitet u doch wird Sie die endliche traurige Lösung nun in ihrer ganzen Macht treffen – das Herz klammert sich ja doch noch immer an einen Strahl der Hoffnung so lange noch Leben ist u erst vor der Ruhe u Gewißheit des Todes bricht es zusammen. Und Sie Arme konnten ja nicht die letzte Gnade des Schicksals genießen den Geliebten in Todesnoth u Krankheit liebend zu umgeben. – Als ich, in früher Jugend, den über Alles geliebten Mann verlor, hatten Sie ein Leben reich an wahrer Liebe u ächtem, höchsten Glück begonnen, ich weiß Sie fühlten damals welch unüberwindlicher Schmerz mich traf, ich habe seitdem noch ein mal an Glück u Leben geglaubt u es nochmals u für immer verloren – so kann ich ganz begreifen was es heißt ein solches Glück verlieren. In den langen Jahren habe ich stets Ihr Schicksal mit warmem Herzen verfolgt ohne dß Sie es wol gewußt mich erquickt als Sie im höchsten Kunststreben mit dem Manne vereint u waren der ihre [sic] Liebe als ungetheiltes Gut besaß. – u als hätte solch Glück auf Erden keine bleibende Stätte – mußten Sie es so bald hin geben – möge die Erinnerung daran der Stern sein der auch noch Ihr ferneres Leben erhellt – wer je des Lebens höchste Güter – Kunst u Liebe so ganz sein eigen genannt, der kann ja nie verzagen. Gewähren Sie mir auch ferner mit Liebe Ihren Lebensweg zu verfolgen u sollte er Sie je in meine Nähe führen so denken Sie daran dß ich unwandelbar treu u innig Ihnen ergeben bin. Gott schütze Sie u die Ihrigen u gebe Ihnen Kraft.
Ihre
Sie herzlich verehrende
Anna Storch gb Werner.
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