Düsseldf 29.3.89.
Liebste Freundin!
Gestern besuchte uns der Musiklehrer Barthels, um uns zu sagen, dß einer seiner Freunde, H Niecks, ein Deutscher, sogar Düsseldorfer, welcher in England wohnt, eine Lebensbeschreibung Ihres theuern Mannes in englischer Sprache schreiben und zu uns kommen wollte, um persönlich einige Notizen zu sammeln. Wir haben natürlich uns gern bereit erklärt, ihn freundlich aufzunehmen, doch aber möchten wir vorher von Ihnen hören, wie Sie zu dieser Sache stehen, um danach unsere Handlungsweise einzurichten. Der Herr N. hat wie Barthels sagt eine gute Lebensbeschreibung Chopins herausgegeben, englisch. Ich bitte Sie daher mir baldigt nur mit zwei Worten auf einer Karte mitzutheilen, ob Sie dem Unternehmen Ihre Beistimmung geben. In diesem Falle hätten Sie nur „Ja“ zu schreiben, im entgegengesetzten „Nein“. Viel schreiben sollen Sie durchaus nicht, denn wir wissen wie Sie überhäuft sind, namentlich wo Sie im Begriff sind eine größere Reise zu machen. O, wie beneiden wir Sie um die sanften Lüfte u die Schönheiten, denen Sie entgegengehen! Aber hoffentl. wird doch auch hier endlich der Frühling kommen u dann werden wir lachen, dß Ihr Euch in Warthehäusern u Eisenbahnen herumtreiben müßt. Besonders hoffen wir auf die milden Lüfte, weil meine Gattin ihren Katarrh noch nicht ganz los werden kann. Aber Bedenklichkeiten hats nicht. Mir geht’s wieder recht gut, außer, dß ich quasi außerhalb der Welt lebe und daher wenig zu berichten habe von Dingen die Sie oder die Kinder interessieren könnten. Verzeihen Sie daher diesen Brandbrief. Grüßen Sie die Mädchen bestens u sein Sie von Lida aufs Herzlichste, Beste u Unveränderlichste gegrüßt. Von mir dergl.
Ihr
E Bendemann
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