Liebe Clara.
Gepriesen sei Eugenie, die gewiß durch <E> ihr Kommen einiges Wunder vollbringt u. die einmal angesetzten Festtage auch wirklich zu solchen macht.
Gern dächte ich mir dann noch <eig> einige liebe fröhliche Schülerinnen dazu um einen hell leuchtenden Christbaum!
|2| Ich muß am 10ten Jan. dem d’Albert m. beiden Concerte in Berlin dirigiren.
Leider steht das in den Zeitungen u. ich werde jetzt geplagt mit Einladungen von u. nach allen Seiten.
Hat Dir Widmann etwa sein neues Novellenbuch geschickt, namentlich aber ein kleines Gedicht, „Bin, der Schwärmer“?
Sonst schenke ich es Dir nachträglich zu Weihnacht, es ist überaus reizend!
|3| Ich schenkte Dir überhaupt gern was zu Weihnacht, wenn ich nur wüßte: was?
Alle Zimmer u. alle Kasten u. Kisten sind voll – ich nehme gar die besten Bücher lieber geliehen als geschenkt!
Es interessirt Dich vielleicht daß Streicher sein Geschäft aufgiebt – was er übrigens lange vorhatte. Er ist reich u. sehr, sehr unbegabt. Sein einziger Sohn (dem man ganz dasselbe nachsagen kann) ist |4| unter die Componisten u. Dichter gegangen u. treibt das schauderhafte Handwerk jetzt in Leipzig.
Ist die Familie aber herab gegangen von Schiller-Streicher bis Heut!
Nun aber bin ich mit besten <Grüßen u.> Wünschen für’s neue Jahr
Euer
herzlich grüßender
Johannes.
"... Gepriesen sei Eugenie, die gewiß durch ihr Kommen einiges Wunder vollbirngt u die einmal angesetzten Festtage auch wirklich zu solchen macht. Gern dächte ich mir dann noch einige liebe fröhliche Schülerinnen dazu um einen hell leuchtenden Christbaum! Ich muß am 10ten Jan. dem [Eugen] d'Albert m[eine] beiden Concerte in Berlin dirigiren. Leider steht das in den Zeitungen u. ich werde jetzt geplagt mit Einladungen von u. nach allen Seiten.
Hat Dir Widmann etwa sein neues Novellenbuch geschickt, namentlich aber ein kleines Gedicht, "Bin der Schwärmer"? Sonst schenke ich es Dir nachträglich zu Weihnacht, es ist überaus reizend! Ich schenkte Dir überhaupt gern was zu Weihnacht, wenn ich nur wüßte: was? Alle Zimmer u. alle Kasten u. Kisten sind voll - ich nehme gar die besten Bücher lieber geliehen als geschenkt!
Es interessirt Dich vielleicht, daß Streicher sein Geschäft aufgiebt ... Er ist reich u. sehr, sehr unbegabt. Sein einziger Sohn (dem man ganz dasselbe nachsagen kann) ist unter die Komponisten u. Dichter gegangen u. treibt das schauderhafte Handwerk jetzt in Leipzig. Ist die Familie aber herab gegangen von Schiller: Streicher bis heut! ..."
[Kat. Stargardt Nr. 606: 02.12.1975, S. 183, Los 670 (gek.)]
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