Liebste Marie,
nur wenige Worte! Ich muß Ihnen inliegenden Brief senden zu Ihrer Be¬ruhigung. Ich kann wohl sagen, daß ich seit dem schrecklichen Unglücke, das mich betroffen keinen wirklich heiteren Augenblick gehabt, als die¬sen, wo ich den Brief gestern erhielt. –
Daß ich in der zartesten Weise über Ihre Verhältnisse geschrieben, werden Sie überzeugt sein, und kann Ihnen dies auch Frl. Leser, wel¬cher ich <d> meinen Brief vorgelesen, bezeugen; haben Sie Sich |2| also durchaus keinen Scrupel irgend einer Art zu machen. Behalten Sie den Brief an Sich, bis Sie mir die Sachen schicken.
So eben erhielt ich so ziemlich befriedigende Nachrichten vom Arzt; mein guter Mann war heiter, vergnügt, mehr lebhaft wie sonst, schritt rüs¬tiger einher, fragte nach Manchem aus seiner Umgebung, was er früher nicht gethan, jedoch lächelt er häufig und spricht leise vor sich hin, was den Aerzten keine angenehmen Erscheinungen sind, sie wissen aber nicht, |3| ob dieß in Folge von Gedanken ist, oder ob er wirklich Stimmen zu hören glaubt. Ach, meine liebe Marie, was ich leide, das kann nur Gott wissen – es ist unnennbar! aber, ich hoffe auch, der Himmel soll sich doch Unserer erbarmen, und mich nicht in diesem Schmerze untergehen lassen. Beten Sie für uns, liebe Marie, wie ich es für Sie aus dem innersten Grunde meines Herzens thue! –
Ihre Cl. Sch.
Düsseld. d. 30 Mai 1854.
|4| NB: Noch Eines fällt mir ein, ich glaube es ist besser, wenn Sie über die ganze Sache, wie sie sich gestaltet, zu Niemand sprechen, Sie können ja Ihren Verwandten sagen, Sie haben Sich mit Jüngken besprochen und seyen auf eine Sie befriedigende Weise mit ihm einig geworden.
Das ist so meine Idee, doch machen Sie ja, was Sie denken! ich meine es nur besser für Sie – und Jüngken ist sicherlich discret genug, darüber nicht zu sprechen gegen Andre.
|