Kreuznach d. 18 July 1860
Nur einige Zeilen, lieber Johannes, die Dich bitten sollen, daß Du es mir noch genau schreibst, welchen Tag Ihr kommt. Ich möchte Euch doch gern im Berliner Hof ein Zimmer reservieren lassen, leider ist’s in unserem Hause unmöglich da wirklich jedes Winkelchen besetzt ist, und so überall; ich möchte doch nicht gern, daß Ihr erst von Haus zu Haus wandern müßtet, ehe |2| Ihr Etwas findet.
Ich bin jetzt sehr mit Stunden beschäfftigt, doch wird’s nächste Woche nicht so schlimm sein, da Einige wieder gehen. Leider bin ich bei der großen Hitze kaum fähig etwas anderes zu thuen, als Stunden zu geben, wobei man denn doch wenigstens still sitzt; so spiele ich denn auch sehr wenig, und thäte wohl kaum das Wenige, wäre nicht die Prinzeß Friederike |3| jetzt hier, die mich etwas en Train hält. Sie ist auf 8–10 Tage hier, um sich als Baronin Schwalberberg (?) die Gegend zu besehen, und hat mich für diese Zeit um einige Stunden gebeten.
Stockhausen ist auch wieder hier, und curirt sich nun wirklich von außen u innen, trinkt und badet.
Die Jungen gehen Morgen zurück – ich sende aber diese Zeilen lieber direct.
Nach Mainz kann ich |4| mich nicht entschließen – ich habe Israel oft und so vollendet als möglich gehört, und hörte ihn auch gern jetzt wieder, könnte es mit einiger Gemüthlichkeit geschehen, – etwa unter 6 Augen und Ohren! –
Nun Adieu, lieber Johannes. Ich freue mich herzlich Dich zu sehen und hoffe Du ziehst die schönsten Saiten auf für Deine alte Freundin
Clara.
Joachim meinen Gruß, obgleich er mir Keinen sandte.
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