Düsseldorf, den 3t Nov. 69.
Verehrtester Herr Doktor
Es kostet mich einen schweren Kampf auf Ihre so freundliche Zuschrift eine absagende Antwort geben zu müssen. Ich habe eine der ersten Autoritäten, Dr. Fischer in Coeln, consultirt, u derselbe hat mir verordnet bis Anfang nächster Woche garnicht zu spielen, dann aber sehr mäßig wieder zu beginnen, jeden Tag etwas — ich würde also 8 Tage brauchen, um wieder ganz im Zuge zu sein. Er sagt: „eine große Anstrengung zu früh“ könne mich wieder um Wochen zurückbringen. Wollte ich dies um Alles nicht berücksichtigen, so denken Sie sich aber in meine Lage, wenn ich jetzt Ihnen abermals ein Versprechen gäbe, nachdem ich mehrere Wochen lang die Erfahrung gemacht, daß die Heilung viel langsamer vor sich geht, als sogar die Aerzte glaubten, u Ihnen wieder abschreiben müßte! War es doch schon voreilig von mir, daß ich Ihnen den 11t vorschlug, was Ihnen viele Mühen verursacht hat, für Nichts. So muß ich denn für jetzt auf die Freude in Leipzig zu spielen verzichten – im December würde ich es garnicht können, da ich dann in Wien sein will. Ich gebe die Hoffnung aber doch noch nicht für den ganzen Winter auf, vielleicht kann ich es einrichten auf meiner Rückreise im Januar von Wien nach Coeln, woselbst ich ˂˃ ein Engagement für Ende Januar angenom̅en, über Leipzig zu reisen. Wollen Sie mir seiner Zeit mittheilen, wann/wenn Sie die Engagments [sic] für den Januar machen, vielleicht arrangirt es sich dann doch. Meine Addresse bleibt immer: Düsseldorf bei Frl. Rosalie Leser.
Mit freundlichstem Danke für Ihre so vielfachen Bemühungen
Ihre in aller Hochachtung ergebene
Clara Schumann.
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