Düsseldorf d. 22ten Oct. 1869
Lieber Joachim,
denken Sie welch’ ein Mißgeschick! Erstens verstauche ich mir die Hand, und kann sie nun schon seit 14 Tagen nicht gebrauchen, mußte in Cöln Alles aufgeben, dann bekömmt Frl. Regan ein gastrisches Fieber und kann an eine Reise nach Deutschland nicht denken. Da eben muß ich auch in Leipzig abschreiben, jedoch ist die Hand auf der Besserung, so daß ich hoffen darf in Berlin nicht absagen zu müssen. Nun ist aber eine Hauptsache für mich zu wissen, ob ich auf Ihre gütige Mitwirkung zum 4ten Nov. rechnen kann, und ob Dieselbe nächstens mit dem Programm angezeigt werden kann. – Ihre liebe Frau ist, wie ich höre, um diese Zeit leider nicht in Berlin. Ich hoffe aber sehr, daß sie, wenn ich ein zweites Concert (am 15ten) geben sollte, dort ist, u. dann darf ich wohl bitten [sic] kommen? – Sie sehen doch gewiß Anna Asten viel, glauben Sie, daß sie vielleicht gern in dem Concert am 4ten sänge, u. die Erlaubniß erhielte? Oder wissen Sie vielleicht eine andre Sängerin, die nicht vom Theater abhängt? – Ich kenne eine Sängerin in Breslau, Frl. Doniges; Diese würde vielleicht gern singen, u. singt ganz nett aber nicht bedeutend. Ich weiß nicht recht was ich anfangen soll. – Eben fällt mir ein daß der 4te der Sterbetag Mendelssohn’s. Da fände ich das C moll Trio sehr am Platz. Wäre Ihnen Dieses recht? – Bitte, liebster Joachim, antworten Sie mir gleich, die Zeit rückt heran u. ich bekomme die Unruhe, auch hat Schaeff mich gebeten ihm bis zum 25ten das Programm einzuschicken, weil die Leute immer danach fragen. – Sie werden von Johannes die Rhapsodie für mich erhalten haben – welch’ ein Stück ist Dieses! – Die neuen Walzer haben wir neulich in Carlsruhe gemacht u. haben sie das Publikum entzückt – ich freue mich wenn wir sie in meinem 2ten Concerte zu Stande bringen. Sie sind zu reizend.
Herzlichste Grüße Ihnen Beiden von Ihrer
Clara Schumann.
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