23.01.2024

Briefe



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ID: 9738
Geschrieben am: Dienstag 08.10.1867
 

Baden d. 8 Octbr: 1867.

Lieber Stockhausen,
ich bin immer für die Wahrheit, warum also nicht: Concert von C. S. u. J. St.? es giebt zu allerlei unnützen Gesprächen Anlaß, kündigen wir anders an, als doch Jedermann es weiß. Warum liegt Ihnen |3| überhaupt so viel an den Quartett-Volks- Abenden? die können Sie übrigens ja später auch noch geben? Aber, ich bin unter den so ungünstigen Umständen, daß Joachim zwei Tage vorher in dem großen Concerte spielt, gar nicht für unsere Soiree am 18ten, und stimme sehr dafür, daß wir zur ersten Soiree erst d. 25ten Octbr. nehmen. Es wäre doch ärgerlich,|2| würde unsere Soiree (da es auch ohnehin früh ist) flau besucht – acht Tage später ist schon ein Unterschied. Schreiben Sie mir hierüber, bitte, gleich nur ein Wort, ob Sie darauf eingehen? – Mit Lübeck den Tag <drauf> auf d. 18ten ist furchtbar anstrengend für mich, wo ich es kann vermeide ich solche per force Touren. Muß es denn gerade Sonnabend sein? in so kleiner Stadt werden sie doch nicht alle Abende besetzt haben? Für Kopenhagen wäre ich sehr, nur sind 2 Soireen wenig? |4| Auf die Engagements würde ich nicht so sehr rechnen, das Honorar ist gering, wir stehen uns wahrscheinlich besser bei eigenen Concerten. Für Kiel bin ich nicht mehr so, nachdem Sie jetzt mit Joachim dort concertieren. Könnte man doch über Alles sprechen! – Warum aber mit Frauenchören anfangen? ich thue es ja in all meinen Soireen immer mit irgend einem größeren ersten Stücke? das leitet ja das Concert viel schöner ein, und ist ja auch so natürlich, daß der Instrumentalist beginnt. Meinen Sie nicht? Bitte umgehend noch ´mal um ein Wort wegen des 25ten?

|5|P.S. Und noch ein Blättchen! Wenn wir das Concert erst am 25ten geben, so könnten wir dann ja d. 19ten in Lübeck festhalten? Für Lübeck würde ich aber andres Programm machen als für Hamburg. Ich richte mich immer nach den Städten, klein oder groß, gebildet oder weniger gebildet. Denken Sie ´mal Op. 17 Fantasie für Lübeck! welch ein Unsinn wäre das!!!|6| ich habe Diese übrigens aus unserem ersten Programm in Hamburg gestrichen, lieber später erst. Nicht zu viel des Ernsten auf einmal. Ist es Ihnen recht, so beginne ich sowohl das Concert in Hamburg als in Lübeck mit einer Sonate von Beethoven. Leider trifft es sich sehr wahrscheinlich so, daß wir erst am 16ten Abends eintreffen können allerlei |7| häuslicher Umstände halber. Wir werden dann aber doch wenigstens Joachim noch sehen? vielleicht ermögliche ich auch noch d. 15ten – grüßen Sie den Theuren.
Nochmals herzliche
Grüße! –

Natürlich begleite ich Sie immer gern, wo ich es nur irgend kann. Programm schicke ich, sobald ich Ihre Antwort habe, ob 18ten, ob 25ten? Könnten Sie mir nicht die Adresse von meinem durch Friedchen gemietheten Logis senden? Ich denke wohl in Schwerin zu spielen, während Sie Bremen ect: besuchen, es ist aber noch nicht bestimmt, wir correspondieren darüber. Wäre ein gemeinschaft- liches Concert in Bremen und Oldenburg nichts? Mir schwirrt alles durcheinander im Kopfe. Werfen Sie ja diese Blättchen gleich fort – ich schäme mich!

Ihre alt ergeb
Cl. Sch.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Baden-Baden
  Empfänger: Stockhausen, Julius (1547)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 7
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez / Dohr / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-018-6
692 - 696

  Standort/Quelle:*) D-F, s: Nachl. Stockhausen 25
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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