Düsseldorf d 14ten April 1865
Liebster Joachim,
sehen wir uns nun, Gott sei Dank, ja auch bald, so drängt es mich doch, Ihnen vorher noch nach Paris einen innigen Dankesgruß zu senden für Ihre freundlichen Bemühungen für mich.Die Engagements sind mir Alle recht. Ich habe, wie Sie mir riethen, an Chapel, Grove und Brodwood geschrieben, Letzterem aber einstweilen nur gedankt, denn, ob ich diesmal mit meiner noch immer nicht ganz kräftigen Hand die Instrumente bewältigen kann, das weiß ich noch nicht. Der Brief war sehr liebenswürdig und fein. Ella hat auch an mich geschrieben und mich für den 25ten Dieses und 13ten Juni engagirt; Letzteres habe ich aber noch nicht angenommen. Werde ich denn am 25ten mit Ihnen dort spielen? Hoffentlich! Mad. Benzon’s Anerbieten wollte ich eigentlich nicht annehmen, doch bat sie mich wiederholt, wenigstens bei ihr abzusteigen, wo sie dann mit mir Logis suchen wolle, und das war doch sehr annehmbar und habe ich zugesagt. Daß Sie auch ein Logis suchen, verwunderte mich sehr; ich hatte fest angenommen, daß Sie Alle bei Ihrem Bruder wohnen. Wie herrlich wäre es gewesen, hätte ich Sie mit der lieben Ursi in Paris treffen können und das Conservatoir-Concert hören! Ursi schrieb mir so lieb und gewiß hätte ich ihr auch heute mit geschrieben, wenn wir uns nicht so bald sähen, was doch noch viel besser ist; aber sagen Sie ihr, daß mir ihr Gedenken an mich herzliche Freude gemacht hat. Wie freue ich mich mit Ihnen Beiden Ihres Wiedersehens jetzt, und mögen Sie die Tage in Paris recht ungestört genießen mit dem kleinen Johannes. Da fällt mir der Andre ein, der jetzt schon bald von Wien fort, wahrscheinlich nach Carlsruhe geht, bis ich von London zurückkomme. Es scheint ihm in Wien doch gar nicht so zu behagen wie ich es ihm wünschte. Sein Quartett haben wir neulich in Leipzig recht schön gespielt, und fanden eine sehr gute Aufnahme; die Signale entsprachen natürlich wieder ihrer gemeinen Gesinnung. Nun Adieu, meine lieben Freunde Beide! wie freue ich mich Euch zu sehen, thätet Ihr es auch ein wenig. Alles hier, besonders Marie, grüßt sehr.
Clara Sch.
|