23.01.2024

Briefe



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ID: 9487
Geschrieben am: Samstag 22.10.1864
 

Baden d. 22 Octbr 1864.

Lieber Freund,

wohl hatte ich von Tag zu Tag auf eine Bestätigung von Ihnen gewartet, hatte es Ihnen auch geschrieben in meinem letzten Briefe – nun, jetzt ist sie ja da und es ist gut, mir sehr erwünscht am 26ten, natürlich wenn die Luft rein ist. Daß die liebe Ursi singen will ist noch eine extra Freude, die Sie mir machen – ich hätte nicht gewagt zu bitten. Also Johannes soll der Kleine heißen? wie herrlich ist das. Aber nun wissen wir immer noch nicht, wenn er getauft wird? Wegen Rußland bitte ich Sie, lieber Joachim, dringend zu warten, bis ich Sie gesprochen, es ist dann immer noch Zeit Ihre Entscheidung zu geben. Ich habe Ihnen darüber Vieles zu sagen, und auseinander zu setzen, was brieflich schwer ist. So ohne weiteres für 2000 Rubel dahin gehen, das geht wahrlich nicht. Nebenbei ist’s ganz gut als Garantie, aber nur nebenbei! – <> Bitte, warten Sie, es ist ganz früh genug wenn es Rubinstein bis Anfang December weiß. Mit Holland ist’s ganz hübsch so. Nun wollte ich Ihnen wegen Basel noch etwas sagen. Man schrieb mir, man stünde in Unterhandlung mit Ihnen, wegen eines Concertes dort, das extra für Sie gegeben werden solle da bitte ich Sie nun thuen Sie es nicht unter 750 Franken, das sind 200 Thaler oder die runde Summe von 800 Franken, das sind dann gerade 40 Friedrichsd’or, wahrlich nicht zu viel um v. Han. n. Basel zu reisen, die Basler sind gern etwas knickrig aber reich genug, und machen bei einem Concerte von Ihnen mindestens 1000 Franken – ich kenne es aus Erfahrung. Dann schreiben Sie doch, daß Sie in Bern und Zürich Engagements damit verbunden wünschen (so hat man es mir damals auch arrangirt) in Bern im Abonnement-Concert verlangen Sie ja nicht unter 500 Fr. in Zürich 400 Franken. Die ganze Sache können Sie leicht in 8 Tagen abmachen – ich habe vor mehreren Jahren dort in 14 Tagen 9 Engagements gehabt. Nun zu Braunschweig, da soll das Concert am 29ten Nov. (also 3 Tage nach der Soiree in Hannover) sein, und bittet man sehr um das Programm, welches ich so ohngefähr aufgesetzt habe. Herr Schmidt schrieb mir nicht, ob sie Gesang dabei haben, ich habe es so angenommen.

Programm.
1. Sonate d moll (Nro 2) für Clavier u. Viol von Robert Schumann.
2. Gesang.
3. a) Nro 1 aus den Momens musicales von F. Schubert
b) „Zur Guitarre“ Impromptu von F. Hiller
c) Scherzo H moll von F. Chopin.
4. Sie.
5. Gesang.
6. Sonate G dur von Hayden für Clavier und Violine (oder die Kreutzer Sonate? dann müßten wir aber wohl zu Anfang eine andere Sonate, etwa
v. Mozart nehmen.[)]

Bitte, füllen Sie Ihre Nummern aus und ändern Sie, was Ihnen nicht gefällt, und schicken es dann aber so bald Sie können an Herrn Adolph Schmidt in Braunschweig. Haben sie dort keinen Gesang, so müssen wir es anders einrichten – ich schreibe Herrn Schmidt mit Diesem einige Zeilen. Uebermorgen verlasse ich Baden mit schwerem Herzen, es war noch ein herrlicher Herbst und habe ich die Berge und Wälder so lieb, als wären sie mein Eigen. Wie lange haben wir uns nicht gesehen liebster Joachim! so lange sollte es doch nie sein, meine ich! – Leben Sie wohl mit Ihrer lieben Ursi – und wieder neuen Dank! Alles hier grüßt sehr – sähen Alle gern den Kleinen! Johannes wird sich freuen – sehr.
Freundschaftlichst
Ihre
Cl. Schumann.

Eilig.

P. S. Meine Adresse ist bis zum 3ten November Carlsruhe bei Herrn Hof-Kapellmeister Herrmann Levi.

[Umschlag]
Herrn
Joseph Joachim
in
Hannover.
Haarstraße.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Baden-Baden
  Empfänger: Joachim, Joseph (773)
  Empfangsort: Hannover
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 2
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Joseph Joachim und seiner Familie / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-013-1
788-791

  Standort/Quelle:*) D-B, s: Mus.ep. Schumann, K. 47
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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