23.01.2024

Briefe



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ID: 9335
Geschrieben am: Samstag 10.01.1863
 

Düsseldorf d. 10 Jan. 1863.
Liebe Frau Riggenbach,
mein Dank für Ihre so freundliche Ueberraschung kommt recht spät, doch, glauben Sie es mir, darum nicht minder herzlich. Wie freundlich war es von Ihnen, daß Sie unserer gedachten – Sie können denken, wie vortrefflich uns Allen der schöne Kuchen geschmeckt, und noch schmeckt, denn ich habe noch immer davon. Schönsten Dank nochmals, und auch die Beruhigung, da Sie es zu wissen wünschen, daß <> ich nichts dafür bezahlt habe, was ich übrigens herzlich gern gethan hätte, freuete mich doch Ihr Gedenken genug! –|2| Ich habe eine furchtbar anstrengende Zeit verlebt, erst in Berlin wo ich alles, soweit als möglich, zum Umzug vorbereitete, meine ganze Wirthschaft fast neu einrichten mußte, dann die Weihnachtsbesorgungen dabei, und jetzt seitdem habe ich schon wieder in Dresden, Hannover, Haag, Rotterdam gespielt, und reise in zwei Tagen nach Amsterdam, Utrecht, Arnheim, Cöln, Coblenz und Paris. Sie können denken, wie sehr ich durch alle diese Reisen, und was sie sonst nach sich ziehen, beschäftigt bin, und so verzeihen Sie mir gewiß, daß ich erst heute schreibe und danke – wie manches trage ich Wochen und Monate lang auf dem Herzen, ehe ich ’mal Zeit finde es auszusprechen, da müssen denn die guten Freunde Nachsicht üben. |3| Meine Julie muß ich aber in Schutz nehmen, weil sie wirklich unschuldig ist, daß Sie nichts hörten; sie hatte nämlich in dem Briefe, der mir, wie ich Ihnen schon mittheilte, unbegreiflicher Weise verloren gegangen, über Alles genau geschrieben, und, daß ich ihn verloren, erst letzter Zeit von mir erfahren, als sie schon im Begriff stand nach Nizza zu reisen, von wo ich bald von ihr zu hören hoffe. Die Nachrichten von ihr waren recht gut sonst, sie hustete wenig, doch bin ich nicht eher ruhig über sie, als bis es ganz schwindet.
Von Ihrem regen musikal Treiben hatte ich schon von Kirchner ge¬hört – das muß ja reizend gewesen sein, die allerliebste Oper! und wie haben Sie das Alles so hübsch eingerichtet! |4| Ich hätte, glaube ich, gar kein Talent zu solchen Arrangements! Gar zu gern wäre ich dabei gewesen – ich habe die Oper vor vielen Jahren ’mal bei Frau Frege in Leipzig, auch auf solche Weise ausgeführt, gehört. Sie haben Sich außerdem in den Proben gewiß noch recht amüsirt, die sind eigentlich immer das hübscheste bei solchen Aufführungen.
Schließlich meine besten Wünsche für Sie und alle Ihre Lieben zum neuen Jahr, auch Ihren lieben Eltern.
Gedenken Sie ferner meiner freundlich und seyen Sie mitsammt Ihrem Manne herzlichst gegrüßt
von
Ihrer
Clara Schumann.
Die Kinder Alle grüßen wie Marie und ich schönstens – was macht Fritzli und der kleine Pächter?
Meine sichere Adresse ist immer Düsseldorf bei Frl. Rosalie Leser – benutzen Sie sie bald.




"... Ich habe eine furchtbar anstrengende Zeit verlebt, und in Berlin wo ich alles, soweit als möglich, zum Umzug vorbereitet, meine ganze Wirtschaft fast neu einrichten mußte, dann die Weihnachtsbesorgungen dabei, und jetzt seitdem habe ich schon wieder in Dresden, Hannover, Haag, Rotterdam gespielt, und reise in zwei Tagen nach Amsterdam, Utrecht, Nauheim, Cöln, Coblenz und Paris..."
"Von Ihrem regen musikalischen Treiben hatte ich schon von Kirchner gehört – das muß ja reizend gewesen sein, dies allerliebste Opus! und wie haben Sie das Alles so hübsch eingerichtet! Ich hätte, glaube ich, gar kein Talent zu solchen Arrangements!..."
Kat. Erasmushaus Nr. 844: April 1987, S. 55, Los 243 (gekürzt)































  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Düsseldorf
  Empfänger: Riggenbach-Stehlin, Margaretha (2787)
  Empfangsort: Basel
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 10
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-021-6
846ff.

  Standort/Quelle:*) Privatbesitz
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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