Berlin d. 2 Januar 1863.
Liebster Joachim,
schönsten Dank für Ihre lieben Worte! das andere Exemplar des Schwind’schen Werk konnte ich nicht umtauschen, da ich es von Kirchner vorigen Sommer als erstes Geschenk in mein neues kleines Haus erhielt, und mir natürlich sehr werth ist; ich habe mir aber als Geschenk von Ihnen <für die> die Raphaelsche heilige Cäcilia gewählt, Kupferstich avant la lettre ganz wundervoll, bin ganz entzückt darüber – hoffentlich ist es Ihnen recht? Von Frau Scholz erhielt ich keinen Brief – der irrt wahrscheinlich auch wieder erst durch alle berliner Straßen! Aber, bitte, bestellen Sie mir jedenfalls 1 Zimmer, und Schlafzimmer mit 2 Betten, Marie begleitet mich, ich könnte und würde also keinenfalls bei Scholzens wohnen. Müßte man es nicht Frl. v. Gablentz wissen lassen, daß ich Sonntag bei’m König spielen könnte, wenn er es wollte? ich hab es das letzte Mal versprochen, nicht durch Hannover zu gehen, ohne mich zu melden. Alles Weitere mündlich, dann auch noch ein Wörtchen von wegen des Geschenks! es war mein völliger Ernst. Freundinnen müssen immer schenken dürfen, Freunde nicht. Soll ich Ihnen sagen, warum? jetzt lieber nicht! Eine Sonate oder Viol-Concert erwartet mich wohl noch obendrein? Dann rufe ich victoria!
Adieu, lieber Freund.
Ihre
Cl. Schumann.
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