Münster am Stein d. <>18 July 1862.
Liebe Frau Riggenbach,
nehmen Sie meinen herzlichen Dank für Ihre so lieben Zeilen, durch die Sie mich recht erfreut haben, die mir übrigens den Muth geben, bei Ihnen anzufragen, ob ich wohl auf der Durchreise nach Rigi eine Nacht in Basel in Ihrem Hause bleiben könnte? ich komme nämlich von Karlsruhe Abends, und ist es mir noch jedes Mal in Basel passiert, daß ich ein sehr schlechtes Unterkommen im Gasthof fand. Wenn also nur Jemand im Hause ist, so bitte ich |2| Sie um diese Freundschaft. Ich bedarf weiter nichts, als drei Betten, frühstücken und Abendbrod essen können wir leicht in jedem beliebigen Gasthof. Natürlich nehme ich es nur unter dieser Bedingung an, daß Sie durchaus keine Unruhe davon haben! – Dann möchte ich noch fragen, ob Sie erlauben, daß ich einen oder den andern Koffer bei Ihnen in Basel stehen lasse? ich wollte nicht gern alles Gepäck mit auf den Rigi schleppen.
Leider weiß ich noch nicht bestimmt, wenn ich nach der Schweiz komme, da ich noch eine bestimmte Nachricht abwarten muß, wenn die Zimmer, die ich bestellt, frey werden – augenblicklich ist |3| Alles voll dort, und in irgendeinem Orte der Schweiz allein zu sitzen, und dort die Nachricht abzuwarten, kann ich mich nicht entschließen. Hätten Sie mich aufnehmen können, so hätte ich mich freilich nicht lange bedacht, bei Ihnen das Weitere ruhig zu erwarten. Jedenfalls wird es aber doch nicht länger dauern als Anfang August, daß ich oben einziehen kann.
Ein paar Worte, liebe Frau Riggenbach, senden Sie mir, bitte, so bald als möglich hierher – ich bleibe jedenfalls bis zum 25ten hier, wenn Sie mir also am 22ten schreiben, so ist es noch Zeit es hierher zu thuen, sollten diese Zeilen aber durch Zufall verspätet in Ihre Hände gelangen, |4| so adressieren Sie gütigst nach Carlsruhe bei Frau Alwine Schroedter.
Grüßen Sie alle Ihre Lieben, sowie all die lieben Gäste, Walter’s, Kirchner, und verzeihen Sie meine Unbescheidenheit, indem Sie sie auf Rechnung Ihrer so großen Liebenswürdigkeit setzen.
Recht herzlich
Ihre
Clara Schumann.
"...herzlichen Dank für Ihre so lieben Zeilen... die mir übrigens den Muth geben, bei Ihnen anzufragen, ob ich wohl auf der Durchreise nach Rigi eine Nacht in ... Ihrem Hause bleiben könnte...Ich bedarf weiter nichts als drei Betten..."
Kat. Erasmushaus 844, April 1987, S. 54, Los 243, (gekürzt;
Briefdatum 28.07.1862)