23.01.2024

Briefe



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ID: 9044
Geschrieben am: Dienstag 22.02.1859
 

Wien d. 14 Febr. 59.

Liebste Wilhelmine,
Habe Dank, 1000 Dank, daß Du mir nicht zürnst, glaube mir, hatte ich je gern Unrecht in meinem Leben, so ist es, was Dich betrifft, und will es fort behalten. Ich kann Dir nur sehr flüchtig antworten, verzeihe es, ich habe aber furchtbar zu thuen! – Daß ich in Dresden in Deinem Concerte mit größter Freude spiele, versteht sich von selbst, nur muß ich Dir Eines auseinandersetzen.|2| Du weißt, ich wollte in Dresden zwei Concerte geben, aufgeben kann ich sie nicht, wenn nicht das Publikum mich verläßt, denn meine Einnahmen sind, trotz allem Glückes, nicht brillant. Nun wollte ich Dich also herzlich bitten, richte Dein Concert so ein, daß es nach meinem Ersten fällt, und mache mein Spielen in Deinem nicht eher bekannt, als bis das eine Concert von mir vorüber. Willst Du? und bist mir nicht bös? ich bin wahrhaftig nicht interressirt; spielte lieber nie einen Ton mehr als für Andere, aber es geht eben nicht, wenn man sieben Kinder hat. Ob ich|3| Dir aber für Leipzig versprechen kann, ist mir unmöglich zu bestimmen, da ich ja nicht weiß, ob ich zu der Zeit in Dresden bin, denn vom 12ten März an bin ich in Prag gebunden, und zwar bis mindesten Ende März. Ich komme nun d. 26ten nach Dresden – kann ich d. 28 Febr: oder 1 März Concert geben, und Du dann Deines etwa d. 3ten oder so, so paßt es ganz schön. Besprich es mit Friedel! wenn Du meine Mitwirkung zwei Tage bekannt machst, so ist es genug, bekannt wird es dann, <genug>, wenn überhaupt ich Dir nützen kann! Du brauchst mich eigentlich nicht, aber schön ist’s, |4| wenn wir mitsammen musicieren. Von Joachim hörte ich lange nichts – schreibe Ihm doch, kann er es irgend mit sonstigen Plänen, Holland, Hamburg etc:, vereinbaren, so thut er es gewiß. Es wäre auch möglich, er gäbe eines oder das andere Concert in Dresden mit mir – ich warte schon längst auf Antwort deshalb – das wäre um so sicherer für Dich. Hierbei erhälst Du die Artikel, die mich wahrhaft erfreut haben, zurück. Verzeihe diese schrecklich eiligen Zeilen. Schreibe mir gleich wieder, wann Dein Concert auch in Leipzig ist, ich will auch an Friedel dieser Tage schreiben, er soll erst Deines festsetzen, dann meines wenn’s paßt.
Verzeihe nur den schrecklichen Brief – ich schäme mich.

Von ganzem Herzen Deine Clara.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Wien
  Empfänger: Schröder-Devrient, Wilhelmine, in 3. Ehe verh. Bock, Wilhelmine (1405)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 7
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez / Dohr / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-018-6
484f.

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 6853-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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