23.01.2024

Briefe



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ID: 8969
Geschrieben am: Freitag 12.03.1858
 

Stuttgart d. 12 März 1858.

Lieber Joachim,

also nach 6 Wochen, die ich ohne eine Zeile von Ihnen blieb, schreibe ich wieder von hier aus! Ihr Schweigen hat mir weh gethan, obgleich ich es ahnete, da Sie mich so eifrig nach meinen Schweizer Adressen frugen! Von Joh. fand ich gestern bei meiner Rückkunft aus der Schweiz einige Zeilen, wo er mir u. A. schreibt, daß Ihr Beide mit einer Probe seines Concertes auf mich wartet; ich möchte nun gern so bald als möglich genau wissen, wenn die Probe sein soll, damit ich nach Hannover komme, bevor ich in Berlin war – ich habe meine Gründe nicht gern erst nach Berlin, und dann wieder fort nach Hannover zu gehen! können Sie es nicht vielleicht auf Freitag oder Sonnabend d. 20ten einrichten? wäre es vielleicht auch möglich, daß ich bei König’s spielte? ich verdiente mir gern die Reise, da es mit meinem Verdienste, trotz aller Anstrengungen nicht eben brillant aussieht! – Mit dem Concert von Johannes ist mir übrigens Angst vor den Musikern! erinnern Sie Sich mit welchem Unwillen sie das Concert Roberts damals begleiteten – wird es bei Johannes besser sein? es thäte mir um Ihn so schrecklich leid müßte er Widerspenstigkeit sehen, wo er mit dem frischen, warmen Herzen eines Componisten kömmt! – Ihre Antwort trifft mich in Leipzig, wo ich am Dienstag d. 16 einzutreffen denke – vielleicht schon Montag Abend. Adressieren Sie an Frau Frege. Ich habe in Genf wieder 14 Tage völlig unthätig zubringen müssen, da ich dasselbe Rheuma wie vorher im linken, so jetzt im rechten Arme bekam. Ich saß da ohne alle Zerstreuung ohne Freund, und <> habe recht schwer gelitten. Welche Freude wär mir ein Brief von Ihnen ein Mal gewesen! ich kann mich mit aller Mühe gar nicht recht darüber hinwegsetzen, obgleich ich wohl nicht das Recht hatte, es zu erwarten, wenn Sie <> nicht selbst <> in mir die Hoffnung darauf so rege gemacht hätten. Nun, lieber Joachim, seyen Sie sehr gegrüßt! Ich wünschte Sie wüßten es nicht so gut, wie ich Ihnen immer dieselbe getreue Freundin bin, ich hörte dann vielleicht mehr von Ihnen, freilich aber wohl nicht so freiwillig als jetzt! so wird es dann wohl immer bei’m Alten bleiben mit Ihnen wie mit mir
Ihre
Cl. Sch.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Stuttgart
  Empfänger: Joachim, Joseph (773)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 2
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Joseph Joachim und seiner Familie / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-013-1
389ff

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 6360-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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