Verehrte Frau,
hierbei sende ich Ihnen die in der Eile mitgenommenen Musikalien, und zugleich für Ihre liebe Schwägerin die Hoboenstücke meines Mannes, die ich ebenfalls in der Zerstreuung mitgenommen. Dies ist aber nicht die alleinige Veranlassung, das [sic] ich Ihnen schreibe, sondern der innerste Drang meines Herzens, Ihnen Allen, die Sie mich mit Liebe umgaben, noch einmal recht warm zu danken; der Aufenthalt in Detmold, so traurig es auch in mir war, wird doch zu den schönsten Erinnerungen meines Lebens gehören! nicht Glanz, Ueberfluß, noch Beifall können mein Herz erwärmen, wohl aber Theilnahme und Liebe, und die habe ich in reichstem Maaße genossen. Ihrem verehrten Gemahl danken Sie, bitte, noch insbesondere, das [sic] er uns zu der Tour nach Paderborn veranlaßte; das war entzückend! so voll und warm schon im Herzen ging es mir in dieser erhebenden Natur ganz auf, und hätte ich all meine Lieben um mich gehabt, wonnig wäre es mir gewesen.
Ihren lieben Mann muß ich nun leider noch einmal bemühen, wegen des Flügels, den Herr Klems zurück erbittet, falls ihn die Prinzeß Friederike nicht etwa behalten will, was Ihm freilich das erwünschteste wäre. Ich habe Frl. v. Kehler gebeten, noch einmal mit Ihrer Durchlaucht deshalb zu sprechen. Wollen Sie Ihrem Herrn Gemahl nun noch sagen, daß es auf einige Tage eher oder später nicht ankommt mit der Sendung.
Ich hoffe sehr, daß mir noch einmal die Gelegenheit werde näher mit Ihnen, verehrte Frau, zu verkehren, was mir eine wahre Freude sein sollte.
So seyen Sie noch verehrend und herzlich gegrüßt mir Ihrem lieben Manne, und gedenken Sie zuweilen freundlich
Ihrer
ganz ergebenen
Clara Schumann.
Düsseldorf d. 4 July 55
NB: Möchten Sie wohl gütigst inliegende Briefe besorgen lassen.
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