23.01.2024

Briefe



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ID: 8651
Geschrieben am: Dienstag 06.02.1855
 

Amsterdam d. 6 Febr. 1855

Lieber Joachim,

da sind Sie ja einmal wieder der liebe <> schreibefaule Freund! haben Sie meine Zeilen vom Haag nicht erhalten? es hilft Ihnen aber diesmal nichts, Sie müssen mir gleich antworten. Da habe ich nun einen Brief von Friedländer – ich schicke ihn Ihnen mit, und bedauere nur, daß ich Ihrem Vortrage desselben nicht beiwohnen kann. Wollen Sie mir nun gleich schreiben, ob Sie vom 19ten Febr. an fortkönnen, und auf wie lange? was Sie über Stern’s Vorschlag denken? ich meine das Beethovensche Concert muß für unser eigenes Concert bleiben, nicht wahr? sollten Sie jetzt nicht gleich fortkönnen, so reiste ich allein voraus, bereite <>schon in Berlin vor, und besuche einige kleine Städte, <>Stettin, Neisse, und bin dann wieder in Berlin, wenn Sie kommen. Schöner aber wäre es freilich, wenn Sie gleich mit könnten. Ich dachte nun also etwa den 18ten Sonntag abzureisen, und, ginge es, den Abend bei’m König in Hannover zu spielen, mir Briefe nach England zu erbitten, und dann weiter nach Berlin – mit Ihnen, wenn’s irgend geht. Ich muß die Zeit noch wahrnehmen, denn ich habe auf wiederholtes Anrathen von Bennett in London für die Saison zugesagt, und muß aber 4 Wochen vorher zu Hause <zu> studieren, reise ich also am 18ten Febr., so kann ich 3 Wochen bis zum 12 <Febr> März ausbleiben, und dann noch bis zum 10ten April zu Hause sein. Ich gehe Morgen nach Rotterdam und von dort Sonnabend nach Düsseld., schreiben Sie mir also dorthin, dann finde ich vielleicht Brief von Ihnen vor. Nun bin ich über drei Wochen in Holland, mein guter Freund Joachim <> scheint aber nicht an mich einmal gedacht zu haben. Ach, ich habe hier furchtbar trübe Tage verlebt, beschreiben kann ich’s nicht! verlassen von Allem was mir lieb, dazu von Robert einen Brief, dessen Schluß mich ganz furchtbar schmerzte – das bitterste Weh habe ich hier durchgemacht, kämpfe dabei mit der schecklichsten Sehnsucht! doch genug, ich lege Ihnen Roberts Brief bei, senden Sie mir ihn nach Düsseld. Schönen Gruß an Grimm, und Ihnen das Herzlichste von
Ihrer
Clara Sch.

Ist Bettina in Berlin? Ueber Holland mündlich! mich bringt so bald Niemand wieder hierher unter dies steife Volk.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Amsterdam
  Empfänger: Joachim, Joseph (773)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 2
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Joseph Joachim und seiner Familie / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz / Dohr / Erschienen: 2019
ISBN: 978-3-86846-013-1
177ff

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 6308-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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