Verehrtester Herr Joachim,
die Zeit Ihres Aufenthaltes hier war so kurz, und haben Sie uns so ganz in höhere Spähren [sic] entführt, daß es wohl kein Wunder, wenn wir Einiges mit Ihnen noch zu besprechen vergessen, besonders, was unsere Soiree anbetrifft. Ich hörte nämlich gestern, daß der MD. Schornstein in Elberfeld die Absicht habe, Sie um Ihre Mitwirkung in seinem eigenem, oder einem Abonnements-Concerte zu bitten; nun wollte ich Sie doch sehr bitten, den Sonnabend d. 29ten für unsere Soiree festzuhalten, da es am Freitag nicht günstig wäre; Düsseldorf ist zu klein, die Concerte haben immer dasselbe Publikum, und dießes läßt sich doch leicht abhalten, sollten sie zwei Tage hintereinander in’s Concert gehen. Die Elberfelder können ja dann ihr Concert auf Freitag festsetzen, vorausgesetzt, Sie geben überhaupt Ihre Zusage, was ich zwar den Elberfeldern wünsche (obgleich sie eben so gut hierher kommen können), doch nicht uns, denn Sie würden uns dadurch einen ganzen Tag entzogen, den wir außerdem recht in aller Muse vermusicieren könnten. – Nun wollte ich Sie noch fragen, ob Sie wohl Lust gehabt hätten in der Sóiree einige Paganinische Etüden zu spielen? und wenn dieß der Fall, ob Sie wohl so freundlich wären, Dieselben genauer anzugeben? dann wollte Robert Clavierbegleitung dazu setzen. Ich hatte mir das Programm so ausgedacht:
1) D moll Sonate von Robert.
2) Gesangstück.
3) Solo von mir.
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<>4) Etüden von Paganini von Ihnen.
<>5) Gesangstück.
<>6) Kreuzer-Sonate, wir Beide.
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Wollen Sie es gelegentlich einmal bedenken, was Sie vielleicht anders wünschten? die Antwort, lieber Herr Joachim, bringen Sie Selbst – nicht wahr? Mein Robert grüßt Sie recht herzlich – er denkt wieder ganz besonders viel an Sie, doch, ich will nicht plaudern, und so sage ich Ihnen heute nur noch mit seinem auch meinem verehrungsvollsten Gruß.
In der Hoffnung Sie bald wieder bei uns zu sehen
Ihre
Clara Schumann.
Düsseldorf d. 26 Septbr. 1853
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