Lieber Herr Reinecke,
leider ist es heute abermals ein Absagebrief, den ich Ihnen senden muß. Ich bin noch immer nicht so wohl, daß ich auf mich rechnen kann, oft fühle ich mich am Abend ganz wohl, und am anderen Morgen wieder gar nicht, da ich nun im nächsten Concerte am Donnerstag spielen soll, so will mir mein Mann vorher keine Anstrengung gestatten, und mußten wir uns nun abermals entschließen unsere Musik zu verschieben. Ueberdieß will es aber auch der Zufall noch, daß H. Becker am Sonntag nach Iserlohn zu kommen versprochen, ohnehin also ein Ensemble unmöglich gewesen wäre. Werden Sie uns nun Ihr Trio, das wir so gern gehört hätten, vorenthalten? oder erlauben Sie mir, Ihnen, sobald unsere Matinée endlich einmal feststeht, Nachricht davon zu geben? – Sie nehmen es mir doch nicht übel, daß ich so zudringlich mit dem Trio bin? doch ist es ja wohl natürlich, daß Künstler, sind sie einmal beisammen, auch gern miteinander musicieren! – Jedenfalls, lieber Herr Reinecke, finden Sie uns Morgen hier in Düsseldorf, und kommen Sie mit Ihrer lieben Frau, so freuen wir uns Sie Beide zu sehen, kommen Sie aber nicht, so bitte ich Sie recht freundlich um ein Wörtchen, damit ich auch wagen darf, Sie nächstens abermals zu unserer unglücklichen Matinée einzuladen.
Robert grüßt Sie Beide schönstens mit mir
Ihrer
wahrhaft ergebenen
Clara Schumann
Sonnabend d. 22 Jan. 1853.
Sr Wohlgeboren
Herrn Professor
Carl Reinecke
in
Cöln.
zu erfragen
im Conservatoir
für Musik.
Gegen besonderes
Bestellgeld
sofort abzugeben.
frei.
Herzogstraße
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