Leipzig, den 19. Januar 1840.
Mein verehrtester Herr und Freund,
Ihre Zeilen erinnerten mich an eine glückliche Zeit; haben Sie herzlichen Dank dafür. Verzeihen Sie auch, daß ich so spät antworte. Längere Ab¬wesenheit von hier, darnach gehäufte Arbeit, zuletzt nicht musikalische Verhältnisse, die jetzt mein ganzes Sinnen in Anspruch nehmen, haben die Schuld daran.
Daß Sie der Musik noch einen Teil Ihrer Mußestunden widmen, sehe ich mit Freuden, ebenso daß Ihnen mein Streben nicht ganz unbekannt geblieben. Bin ich auch mehr im praktischen Teil unserer Kunst gebildet, so habe ich doch auch der wissenschaftlichen Forschung nicht teilnahms¬los zugesehen. Ihre genealogischen Arbeiten genauer kennen zu lernen, wünschte ich hauptsächlich. Darf ich Ihnen sagen, daß ich mich grad kurz vor Ihrem Schreiben mit einem ähnlichen Gedanken herumgetragen. Von Zeit zu Zeit eine solche Uebersicht in der Zeitung, (vielleicht hier und da mit Geburts- und Sterbejahr der genannten Künstler) würde gewiß Vielen erwünscht kommen. Senden Sie mir vielleicht bald eine größere Probe, vielleicht den Bach’schen Stammbaum.
Die Biographien der Dresdner Tonsetzer würden meiner Zeitung, von der, wie Sie wissen, wöchentlich nur ein Bogen erscheint, wohl zu lang werden. Schreiben Sie mir gefälligst genaueres darüber, über Form und Länge.
|2| Nach einem unparteiischen Correspondenten für Dresden habe ich mich schon oft und vergeblich umgeschaut. Mit Vergnügen nehme ich Ihren Antrag an. Das Honorar für den Druckbogen ist auf zehn Thaler festgesetzt. Die kurzen Notizen, wie ich sie früher brachte, wünschte ich – mit Ihrer Zustimmung – deshalb nicht ausgeschlossen, damit der Le-ser schnell etwas erfahre. Ihre Correspondenz wünschte ich vielleicht in zusammenfassenden übersichtlichen Artikeln, vielleicht alle zwei Monate einen.
Haben Sie nun die Güte, mein verehrter Freund, mir auf diese Fragen eine Antwort zu geben, und gedenken meiner
wohlwollend als
Ihres
ergebensten
Robert Schumann.
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