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ID:
8232

Geschrieben am:
Mittwoch 14.06.1893

Frankfurt a/M d. 14 Juni 93

32 Myliusstrasse

Verehrter Herr Widmann,

ich schwanke immer zwischen den zwei Empfindungen Theilname und Bescheidenheit, heute siegt die erstere, ich muß meinem Herzen Genüge thun, indem ich mir erlaube diese Zeilen |2| an Sie zu richten. Habe ich doch nach der erschreckenden Nachricht von Brahms über Ihr Unglück, so viel an Sie gedacht, und hätte Ihnen das so gern schon längst gesagt. Gott sey Dank, daß das Unglück nicht noch größer wurde! wie mag Ihre arme Frau Gemahlin gelitten haben! welch trauriger |3| Schluß für Alle nach so herrlicher Reise!

Es wäre mir sehr erwünscht, erführe ich, nur durch eine Correspondenzcarte, wie es Ihnen geht, ob Sie und Ihre Freunde auf gänzliche Heilung hoffen dürfen? Bitte, erweisen Sie mir diese Freundlichkeit! –

Ich war im vorigen |4| Jahre recht betrübt, Ihren Besuch in Interlaken versäumt zu haben, vielleicht kommen Sie wieder dahin? in diesem Falle verpflichten Sie mich zu herzlichem Danke, wenn Sie mich wieder besuchen, aber vorher benachrichtigen.

Mit den wärmsten Wünschen zeichne ich mich

Ihre

ergebenste

Clara Schumann.

Herrn

J. V. Widmann.

Redacteur des „Bund“

Bern.

(Schweiz.)

Absender:
Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)

Absendeort:
Frankfurt am Main

Empfänger:

Widmann, Joseph Viktor (3106)

Empfangsort:
Bern

Schumann-Briefedition:
Serie: II / Band: 10
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-021-6
Seite: 947f.

Standort/Quelle:^*)
D-LÜbi, s: ABH 5.1.6.4; Slg. Hofmann); "Slg. Wiede", Abschr. Kreisig v. Orig.

*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla


ID:	8232
Geschrieben am:	Mittwoch 14.06.1893	Frankfurt a/M d. 14 Juni 93 32 Myliusstrasse Verehrter Herr Widmann, ich schwanke immer zwischen den zwei Empfindungen Theilname und Bescheidenheit, heute siegt die erstere, ich muß meinem Herzen Genüge thun, indem ich mir erlaube diese Zeilen \|2\| an Sie zu richten. Habe ich doch nach der erschreckenden Nachricht von Brahms über Ihr Unglück, so viel an Sie gedacht, und hätte Ihnen das so gern schon längst gesagt. Gott sey Dank, daß das Unglück nicht noch größer wurde! wie mag Ihre arme Frau Gemahlin gelitten haben! welch trauriger \|3\| Schluß für Alle nach so herrlicher Reise! Es wäre mir sehr erwünscht, erführe ich, nur durch eine Correspondenzcarte, wie es Ihnen geht, ob Sie und Ihre Freunde auf gänzliche Heilung hoffen dürfen? Bitte, erweisen Sie mir diese Freundlichkeit! – Ich war im vorigen \|4\| Jahre recht betrübt, Ihren Besuch in Interlaken versäumt zu haben, vielleicht kommen Sie wieder dahin? in diesem Falle verpflichten Sie mich zu herzlichem Danke, wenn Sie mich wieder besuchen, aber vorher benachrichtigen. Mit den wärmsten Wünschen zeichne ich mich Ihre ergebenste Clara Schumann. Herrn J. V. Widmann. Redacteur des „Bund“ Bern. (Schweiz.)
Absender:	Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
Absendeort:	Frankfurt am Main
Empfänger:	Widmann, Joseph Viktor (3106)
Empfangsort:	Bern
Schumann-Briefedition:	Serie: II / Band: 10 Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022 ISBN: 978-3-86846-021-6 Seite: 947f.

Standort/Quelle:^*)	D-LÜbi, s: ABH 5.1.6.4; Slg. Hofmann); "Slg. Wiede", Abschr. Kreisig v. Orig.
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla