23.01.2024

Briefe



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ID: 8186
Geschrieben am: Montag 10.01.1859
 

Gratz d. 10 Jan. 59
Verehrteste Freundin,
nur noch herzlichsten Dank will ich Ihnen sagen für die zwei Briefe, welche Sie mir gesandt – die Bekanntschaften, welche Sie mir dadurch verschafft haben, werden zu meinen liebsten Erinnerungen gehören.
Sie sehen, ich bin noch hier – ich habe zwei volle Concerte gegeben, und spiele Morgen noch einmal im Theater – ob ich geblieben wäre hätte ich dadurch nicht die Aussicht |2| gewonnen noch einige Stunden mit dem prächtigen alten Holtei zuzubringen, kaum glaube ich es, denn die musikalischen (sogenannten) Leute hier könnten mich nicht fesseln – hier herrscht noch der Dillettantismus, Musiksinn im Publikum ist aber da – und viel.
Welch ein lieber Mann ist aber der Holtei! welche Jugendfrische, Schärfe im Urtheil und ein Wohlwollen dabei, das Einem anweht wie Frühlingshauch. Wie wohl thut das unter den vielen blasirten, herzlosen Menschen. |3| Und wie lieb und warm ist auch die Gräfin Schönfeld!
Nun, kurz und gut, haben Sie 1 000 Dank liebe, verehrte Freundin.
Grüßen Sie den lieben Mann und gedenken Sie zuweilen in alter Freundschaft
Ihrer
getreuen
Clara Schumann.
Gott schütze Ihr kleines großes Juwel!

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Graz
  Empfänger: Rettich, Julie (1253)
Empfangsort: Wien
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 27
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Österreich, Ungarn und Böhmen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Klaus Martin Kopitz, Michael Heinemann, Anselm Eber, Jelena Josic, Carlos Lozano Fernandez und Thomas Synofzik / Verlag Christoph Dohr Köln / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-052-0
1159f.

  Standort/Quelle:*) A-Wst, s: H.I.N. 119130
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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