23.01.2024

Briefe



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ID: 8106
Geschrieben am: Dienstag 10.06.1845 bis: 20.06.1845
 

Dresden
Meine liebe Elise,
spät, aber gewiß nicht minder herzlich, kommt mein Glückwunsch – möge Dir der Himmel das Glück in der Ehe schenken, wie ich es täglich so tief empfinde – ich kenne kein größeres, als mit Leib und Seele einem geliebten Manne anzugehören – ich denke, jetzt wirst Du es nicht mehr ungläubig belächeln, wenn ich dies sage, früher, erinnerst Du Dich wohl? dünkte es Dir seltsam, wenn ich dergleichen Andeutungen that. Wie möchte ich Dich so gern als Frau sehen, ich kann es noch kaum glauben, und auch gleich Mutter! das ist viel! wie gern möchte ich im Winter nach Wien, nur, um Dich und Emilie wieder zu sehen. Emilie schrieb mir in ihrem letzten Briefe sehr betrübt, daß sie doch nun eigentlich eine Schwester verloren habe – |2| wie doch der Mensch nie zufrieden ist! keinen beglückenderen Gedanken gab es für sie, als Dich glücklich verheirathet zu wissen, und nun ist sie doch nicht zufrieden. An sie schreibe ich jetzt nicht, da sie wohl nicht in Wien ist, auch Dich trifft mein Brief wohl am Ende nicht in Wien. Es würde mich freuen, wenn Du mir selbst einmal etwas von Deinem Glücke schriebest! wir bleiben diesen Sommer hier, gehen im Spätherbst nach Warschau, und dann wahrscheinlich wieder hierher zurück. Der Plan nach Wien zu reisen ist wieder etwas schwankend bei uns geworden, da sich mein Mann fürchtet zwei Reisen hintereinander zu machen, und uns eine so lange Trennung von den Kindern auch gar so schwer wird. Unsere drei Mädchen machen uns viel |3| Freude, und gedeihen an Körper, wie an Verstand – die Kleinste, jetzt 14 Wochen, ist schon ein lebendiges, aufgewecktes Kind. Auch mein Mann ist ganz leidlich wohl jetzt, und trägt mir viele schöne Grüße an Dich auf – er freute sich nicht minder als ich über Eure frohe Nachricht.
Nun, meine liebe Elise, hast Du in Deinem Herzen noch ein Plätzchen für Freundschaft bewahrt, so denke bald einmal an mich, und erfreue mich mit einer Nachricht von Dir. Grüße Emilie, sowie Deine lieben Eltern schönstens, und empfiehl mich auch Deinem verehrten Gemahl.
In alter treuer Liebe und aufrichtigster Theilnahme
Deine
Clara Sch.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Dresden
  Empfänger: Pacher, Elise von, geb. List (1162)
Empfangsort: Wien
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 8
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie List und anderen Münchner Korrespondenten / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Ekaterina Smyka / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-019-3
198f.

  Standort/Quelle:*) A-Wgm; s. Slg. Cornides
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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