23.01.2024

Briefe



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ID: 7858
Geschrieben am: Mittwoch 21.02.1883
 

Frankf. a/m d. 21 Febr. 83
Liebste Frau Volkland,
leider geht es ja nicht, daß ich komme, denn schon seit Monaten bin ich f. d. 10 u 15t Febr. für Concert u. Quartett in Leipzig engagirt. Es trifft sich sehr ungünstig! denken Sie, daß ich in |2| ┌diesen┐ Tagen noch zwei Engagementsanträge für dieselbe Zeit von Cöln und Mannheim erhielt, außerdem durchaus in Berlin noch ein Concert geben sollte, und all das wegen Leipzig aufgeben mußte! Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, wie leid es mir ist, wie nett wären ’mal wieder einige gemüthliche Tage bei Ihnen gewesen! – |3| Ich habe H. E. geschrieben und Frl. Janotha vorgeschlagen, falls Sie nicht schon Jemand Anderes haben; Diese ist jetzt für einige Monate hier und hilft in der Schule mit aus. Bald kommt Scholz, und dann wird sich wohl Alles ordnen. Es war recht fatal, auch für uns, all die Zerwürfnisse, wir mußten jetzt mit helfen die Schüler unterzubringen, |4| denn im Stiche lassen, bei solcher Verlegenheit, das wäre Unrecht gewesen.
Mir geht es leidlich, die Hand ist noch nicht ganz hergestellt, obgleich ich in Berlin, aber unter vielen Schmerzen, gespielt habe. Ich hatte eine Aufnahme dort, wie ich sie kaum jemals erlebt habe, wie ein Familien-Fest war das Ganze, eine Herzlichkeit vom Publikum, die mich alle Schmerzen und Aengste vergessen ließ. –
Ueber die Joachimsche Sache haben wir natürlich viel gehört – es ist zu traurig! –
Wie erschrocken bin ich |5| aber über Walter’s Verlust! ich bekam eine Anzeige, aber ohne Ort-Angabe, hatte also keine Ahnung, welcher Walter das sey, dachte immer an den Münchner Concertmeister. Bitte besorgen Sie inliegende Karte.
Welch ein Ereigniß Wagners Tod! mich dauert doch seine Frau sehr, für Diese ist doch der Verlust gewiß furchtbar. Sie werden |6| sehen, daß wohl Lohengrin, Tannhäuser, sich halten werden aber, die Nibelungen <> nicht, damit geht es nur noch eine Weile! –
Sie schrieben mir gar nicht, wie es Ihnen geht? machen Sie schon Sommerpläne? wir denken schon daran durch Elise veranlaßt, die Ende April für immer herüber kommen.
Addio, liebe Frau Volkland, Gruß an Ihren Mann und Dank für seinen Neujahrsgruß.
Getreu Ihre
Clara Schumann.
[Umschlag]
Frau
Musikdirector
Henriette Volkland.
in
Basel.
Dom[hof]

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Volkland, Henriette (1640)
  Empfangsort: Basel
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 10
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-021-6
400ff.

  Standort/Quelle:*) D-F, s: Autogr. K. Schumann, Nr. 141
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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