Frankfurt d. 11ten Dec. 83.
Lieber Volkland.
Was müssen Sie gedacht haben, dass Sie auf Ihre letzte Sendung des Nachtlied nichts von mir gehört haben! Denken Sie, wie es mir damit gegangen ist; ich war zur Zeit, als Ihr Paquet hier ankam, in Berlin u. man hatte dasselbe in ein Schränkchen gelegt, in welchem ich ┌es┐ zufällig dieser Tage beim Suchen von Etwas Anderem fand. Sie können sich meinen Schreck denken. So komme ich denn heute nicht nur mit dem verspäteten Dank, sondern zugleich auch wieder |2| mit neuer Bitte für Beifolgendes. Sie bieten mir Ihre Hülfe in Ihren letzten Zeilen wieder so freundlich an, dass ich nicht widerstehen kann. Das bewusste D habe ich natürlich geändert. Eine Stelle, wo Sie die Bogen vor dem Alla breve (2 Tacte vorher) in der Flöte weggestrichen haben, da bin ich nicht ganz einverstanden. Ich denke mir die Figur [Notenbispiel] schwebend, während ohne Bogen sie möglicher Weise kurz gespielt wird. Sollte das nicht Absicht vom Compo-|3|nisten gewesen sein? Ich habe die Bogen einstweilen fortgelassen, möchte aber gerne nochmal Ihre Meinung darüber wissen. Ich habe mir noch einen Abzug des Nachtlieds erbeten, u. könnte es dann noch immer ändern.
Wie geht es Ihnen u. Ihrer lieben Frau – lange habe ich nichts gehört! Zu Aachen würde ich nicht gerathen haben; Sie wissen meine Ansicht, dass, wenn Sie nicht eine in jeder Hinsicht schönere Stellung |4| bekommen können, Sie Basel nicht aufgeben sollten. Was hat der arme Breunung für Aerger gehabt, – das soll ja entsetzlich sein.
Bei uns geht es so weit gut, nur laborire ich seit 5 Wochen an argem Rheumatismus, aber Gott sei Dank, nicht in den Armen.
Seien Sie mir mit Ihrer lieben Frau herzlichst gegrüsst, u. nehmen Sie meine wärmsten Wünsche für das Fest, und in’s neue Jahr hinein.
Wie immer Ihre
getreue
Clara Schumann.
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