Waldhaus-Flims d. 24 Aug 1881.
Liebste Frau Volkland
das war mir eine große Ueberraschung daß Sie nach Baden-Baden kom¬men wollen, jedenfalls genießen wir Sie dort ruhiger als einige Stunden in Basel. Wir haben nun ganz unerwartet schlimme Tage jetzt! Denken Sie daß mein Schwiegersohn vor 3 Tagen plötzlich eine Depesche erhält wonach er sofort nach New-York |2| abreisen sollte, da sein Partner eine Reise nach England machen müsse und Sommerhoff dann natürlich im Geschäfft sein müsse. Das kam so recht wie ein Blitzstrahl in all unsere schönen Pläne hinein. Es wurde gleich hin und her thelegraphirt, auf keinem Schiffe sind Plätze zu haben, und erst am 11 Septbr ist es möglich. Louis hat nun nochmals thelegraphirt, daß er sich nur im höchsten Nothfall entschließe seine Familie allein nachreisen zu lassen, und ob es möglich ist, daß er bis zum 11t warte. |3| Von der Antwort hängt es nun ab, ob sie Alle am 11t abreisen (dann müßten sie aber schon am 5t Septbr v. Baden fort, weil sie noch nach Büdesheim wollen) oder ob Louis mit einem der nächsten Schiffe allein geht, und Elise ihm in 4 Wochen auf dem Schiffe folgt, wo sie sehr gute Plätze schon haben. Letzteres kann ich nicht wünschen, denn Elise ist außer sich, und ich fürchte ohne ihren Mann genießt sie nichts mehr. Jedenfalls dachten wir bis 15 Septbr in Baden zu bleiben. Ich schreibe Ihnen von Baden |4| aus, wie Alles geworden ist, theilen Sie mir es nur ja per Adr. postlagernd Baden-Baden mit wo Sie sind ┌wenn Sie Rigi verlassen┐ damit ich Sie zu finden weiß. Auch bitte ich Sie es mich wissen zu lassen, wenn Sie kommen, damit ich Ihnen ein Zimmer besorge (Sie werden doch ein paar Nächte bleiben hoffe ich) – wir haben noch keine Wohnung, da Baden sehr voll sein soll. Ich glaube es wäre nun schon am besten, Sie kämen erst, wenn Sommerhoffs fort sind, wenn Sie es so einrichten können, sonst aber kommen Sie, wie es Ihnen paßt. Muß Louis allein fort, so ist er nur 1–2 Tage in Baden. Also, ich schreibe Ihnen wieder nach Rigi Staffel.Heute haben wir ent-setzliches Wetter! hoffentlich wird es morgen zu unserer Reise besser. Wir bleiben in Basel die Nacht (Hôtel Euler) und gehen Freitag nach Baden. Addio! liebe gute Frau Volkland – wie so herzlich freue ich mich auf Sie Beide Leben Sie wohl und seyen Sie herzlichst gegrüßt von Ihrer Cl. Sch.
[Umschlag]
Frau Musikdirector
Henriette Volkland.
<in>auf
Rigi-Staffel
Am Vierwaldstetter See.
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