Dresden, 13 Juni 1843.
Verehrtester Freund,
werden Sie mir nicht bös, wenn ich Sie noch einmal mit einer „Erklärung“ belästige; vielleicht haben Sie schon erfahren, daß Schott in Mainz, der sich gar kein Gewissen macht, einen deutschen Musiker zu verunglimpfen, sich durch meine „Verwahrung“ vom 12 Mai, so empfindlich verletzt fühlte? Nicht aus Furcht vor dem mir von ihm angedrohten Prozesse, sondern um mit derlei Leuten in einem nothwendigen guten Vernehmen zu stehen, suche ich ihn durch die hier beigelegte Erklärung zu beruhigen, u. ich bitte Sie daher, die Güte haben zu wollen, auch diese „Erklärung“ in der nächsten Nummer Ihrer Zeitschrift abdrucken zu lassen.
Ich habe meinen Schwager gebeten, Ihnen Spohr’s Brief über die Aufführung u. Aufnahme meines „fliegd Holländer’s“ in Cassel zu lesen zu geben, damit Sie mir den jetzt noch wichtigen Gefallen erzeugten, daraus etwas für eine Mittheilung in Ihrer Zeitschrift zu entnehmen. Meinen besten Dank, wenn Sie meiner Bitte gewillfahrtet haben!
Mir geht’s überhaupt recht gut; – sehr gefreut hat es mich unter anderem, das mir von Wien aus, – wo ich absolut keinen Menschen kenne, die Anfrage gestellt worden ist, ob u. unter welchen Bedingungen ich für die nächste Saison der deutschen Oper im Kärthner-Thor-Theater eine neue Oper schreiben wollte? Ich habe geantwortet, daß ich mein nächstes Süjet „Tannhäuser u. der Wartburgkrieg“ bereits für Dresden bestimmt habe, daß ich aber ein zweites Süjet vorräthig hätte, welches ich für die Saison von 1844–45 für Wien componiren wollte. –
Geschwätz! Bleiben Sie mir gut u. leben Sie
schönstens wohl!
Ihr
ergebenst
Richard Wagner
|