In Blumenberge 15.t Mai 38
Ew. Wohlgeboren
haben mich durch H. v. Goethe zu Beiträgen für Ihre musicalische Zeitung auffordern lassen und ich habe ihm daher vor einigen Tagen, (aus Gründen noch grösserer Beschleunigung) einen Aufsatz: Rückblicke auf das Winterhalbjahr bey der Dresdner Oper von Heinrich Paris, der eigentlich, wie alle meine Sachen der Art für die sehr treu und prompt druckende und honorirende Cäcilia bestimmt war, für Sie übergeben, unter den zwey Bedingungen:
1) daß der Artikel noch diese Woche abgedruckt werde, 2) daß er in absoluter Integrität erscheine und nicht ein Jota dran geändert oder gekürzt werde (da dies überhaupt die conditio sine qua non ist unter welcher ich allein Beyträge für Journale liefere <,> indem ich nie anonym schreibe, und folglich auch nur die Responsabilität für meine Gedanken und meinen Styl übernehme;) Ich hoffte Herr von Goethe habe Ihnen gesagt daß ich in Leipzig bin und Sie würden mir das Vergnügen Ihrer Bekanntschaft verschaffen. Seine plötzliche Abreise aber läßt mich in Ungewisheit, was aus dem Aufsatz geworden. Da ich selbst morgen abreise und ihn also im Fall des Nichtabdrucks sogleich noch weiter senden müßte so erbitte mir durch Ueberbringerin dieses eine gütige Notiz, <aus> ob der Abdruck nach obigen Bedingungen erfolgt, im entgegengesezten Fall aber bitte ihr die Blätter einzuhändigen. Ich darf wohl bey der Gelegenheit auch fragen, ob Sie irgend eine Nachricht aus Paris haben über den Erfolg den die durch Ihre Güte besorgte Absendung meiner kleinen Skizze über Miß Novello gehabt?
Hochachtungsvoll
v Haza
Herrn Schumann
Wohlgeb
im rothen Collegium.
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