Euer Wohlgeborner!
Es gereicht mir zum besonderen Vergnügen, durch Ihr verehrtes Schreiben vom 10. d. M. in die Kenntniß zu gelangen, daß Sie, dessen werther Name mir vom Journal Lesezirkel aus, bekannt war, ein und derselbe mit dem, von mir schon lange als Künstler und Kunstkenner rühmlichst gekannten Herrn Redakteur der neuen Zeitschrift für Musik, seyen. Anderseits muß ich bedauern, daß Sie Wien schon so bald verlassen wollen, und ich durch Unpäßlichkeit verhindert bin, persönlich meine Aufwartung zu machen, und somit Sie kennen zu lernen.
Von dem Liede, welches ich Ihrer Zeitschrift als Beilage offerierte, |2| habe ich die Ehre, beifolgend, eine Abschrift zu übersenden. Da in derselben von mir einige Noten abgeändert wurden, so wünschte ich diese Abschrift als Original betrachtet zu wissen. Der Verfasser des Gedichtes ist mir nicht bekannt. Sollten Sie diese Composition würdig finden, so wird es mich sehr freuen; – im Gegentheile bitte ich aber um gefällige Rücksendung.
Kommende Woche werde ich das Vergnügen haben Ihnen noch L. Gesänge mit Texten von Rückert, zu übermitteln. Ich kann mir schmeicheln, in Wien und den übrigen Provinzen unsres Kaiserstaates, als Lieder Componist, – nicht unrühmlich bekannt zu seyn, und sollten Sie den Wunsch hegen, meine bereits im Stiche erschienenen Gesänge, durchzusehen, – so bitte ich nur zu befehlen, ich werde Ihnen |3| selbe ungesäumt, auf einige Tage überschicken, weil ich selbe, des öfteren Besuches verschiedener Gesangsfreunde wegen, länger nicht entbehren kann, und keine Manuskripte besitze.
Leider finden unsre Kompositionen durch die Schuld der Kunsthändler so schwer den Weg nach Norddeutschland, und auch hier sind die wenigsten Compositeurs von dort, bekannt. Ich will jedoch meinen Verleger, Herrn Diabelli angehen, d. er in Hinkunft stets Exemplare, wenigstens meiner Lieder, an Ihre Zeitschrift einsende.
In Erwartung einer gütigen Rückschrift, geharre ich mit vorzüglicher Hochachtung
Euer Wohlgeboren
ergebenster
Anton Hackel
Wien den 15 März 839.
|4| Seine
des P. T. Herrn von
Schumann, Redak-
teurs der neuen Zeitschrift
f. Musik
Wohlgebornen
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