Geehrtester Herr!
Ich nehme mir die Freiheit, Sie um ein empfehlendes Wörtchen über Mozarts Oper "Zaide" zu ersuchen, deren Musikstücke ich in dramatischen Zusammenhang gebracht habe, und die seit Januar 1839 bei André in Offenbach auf Subscription erschienen, nunmehr in allen Musikhamdlungen würdig ausgestattet zu haben ist, Zum leichteren Ueberblick für Ihre gefällige Notiz füge ich einen Abdruck der beiden Vorworte hinzu, welche, diesen Gegenstand historisch zu erhellen, am besten so wie sie sind, mit in Ihr geehrtes Blatt aufgenommen werden dürften. Die Musik Mozarts bedarf keines Lobes. Was mein Buch, das dem Clavierauszug vorgedruckt ist betrifft, so war es keine leichte Aufgabe, den bestehenden Text der Gesangstücke beizubehalten, und aus dem neu zu erfindenden Dialog eine Interesse erweckende Handlung zu bilden, die noch dazu in der Aehnlichkeit mit der Entführung abweichen sollte, ohne die Personen des Originals zu verbannen oder zu vertauschen. Daß ich gewisse, auf den verloren gegangenen Dialog sich beziehende Data, die ich im bestehenden Texte der Nummer vorfand, dabei in meine Prosa übertragen, und den Text der Melodramen für meine Erfindung neu dichten mußte, ohne den Charakter der Musik zu verletzen, sind Dinge, die mein Arbeiten nur sehr erschwerten. Vielleicht ist Ihnen die eine oder die andere dieser Hindeutungen genehm, sie zum Vortheile des Dichters zu benutzen. Nur die Erfurcht und die Begeisterung für meinen Gegenstand konnten mich diese Schwierigkeiten besiegen machen. Wer dieselben nicht kennt wird freilich mein Libretto als eine für sich bestehende Dichtung rücksichtslos beurtheilen und tadeln müssen. Deshalb ersuche ich Sie, gestützt auf Ihren Sinn für edle Kunstbestrebugen meine Arbeit durch eine empfehlende, möglichen Mißverständnissen vorbeugende Kritik in Ihren Schutz <zu> nehmen zu wollen. Eine neue Oper Mozarts zu besprechen ist ein Motiv, welches gewiß das allgemeine Interesse erringen wird, ohne dem Interesse eines guten Blattes nachtheilig zu seyn.
In der Hoffnung einer bald möglichsten Erfüllung meiner Bitte bin ich zu jedem Gegendienste bereit,
mit ausgezeichneter Hochachtung
Ihr aufrichtig Ergebener
Carl Gollmick
Frankfurt im Februar 1839
Herrn
Herrn R. Schumann, Redakteur
der neuen Zeitschrift für Musik
in
Leipzig.
[BV-E, Nr. 1206, durch Wiederholungsstriche datiert auf 27. Januar 1839:] Gollmick. [beantwortet:] + [Bemerkung:] NB.
|