Lieber Schumann!
Donnerstag Abend spät fand ich ein Billetchen, so klein und zierlich, daß ich gleich für das einer Dame erkannte und etwas zitterte es in Gegenwart meiner Frau, die übrigens am 24 Aug. von einem starken, schreienden Bengel genas, zu eröffnen. Es war von – rathen Sie! Doch Sie werden’s nicht herausbringen – es war von Clara Wieck. Freitag d 6 Vormit. lief ich hin, und freute mich innigst diese einzige Künstlerin zu begrüßen, Nachmittags hörte ich Sie [sic] schon spielen und wie!! – Dabei erzählt sie mir so viel liebes, prächtiges, tolles und reizendes von Pauline, der sie unsäglich zugethan ist, daß ich mich vor Träumereien und Luftschlössern, in deren Aufbauen ich nachgerade eine seltene Forçe bekommen habe, kaum zu lassen weiß. Ach! was wird’s noch werden mit mir! – Nun bin ich wieder in der tollsten Geldverlegenheit, indem eine festversprochene Zahlung nicht eingegangen. Sie sollen und müssen mir wenigstens 10 Th schicken, Schumann! Lassen Sie mich diesmal nicht im Stich, ich werde Sie niemals, wenn ich helfen kann, sitzen lassen. Schicken Sie umgehend. Die beikommenden Briefe enthalten ähnliches, und ich bitte sie deshalb sofort zu expediren bester, lieber Freund. Sie haben noch etwas Correspondenzliches von mir liegen, aber ich glaube und hoffe, das beikommende Manuscript wird Ihnen angenehm sein und in d. Zeitung Interesse erregen. Für heute Abend habe ich Clara’s Ankunft in der Staatszeitung angekündigt, da es doch bekannt wird, und die Ankunft einer solchen Künstlerin von Ruf nicht blos durch Getratsche public werden muß. Es wird Ihnen schwer sein mir mit dem Gelde zu helfen, nicht wahr? aber es wird Ihnen nicht so unmöglich sein es aufzutreiben als mir, und so hoffe ich darauf. Leben Sie wohl, und kommen Sie bald her. Jetzt ein überflüssiger Wunsch von meiner Seite. Adieu Bester Freund
F. H. Truhn.
Thierarzeneischulplatz 4.
[BV-E, Nr. 1346:] Mit Aufsatz üb. Tenöre.
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