Hochgeehrter Herr Doctor!
Es hat mir unendlich leid gethan, daß ich Sie, bei meiner kurzen Anwesenheit in Leipzig, nicht zu Hause gefunden habe. – Ihrer, mir so oft bewährten Theilnahme gewiß, wage ich die Bitte, Sie, hochverehrter Herr Doctor, mögen die Güte haben, mich mit einigen Empfehlungsbriefen nach Paris zu versehen. Ich reise am 27ten dieses von hier ab, um am 1 September in Paris einzutreffen. –
Mit um so größerem Interesse habe ich neulich, bei meinem werthen Freunde, Herrn Wieck, mehrere, Ihrer geistreichen und so tief empfundenen Gesänge: aus Frauenliebe von Chamisso, gehört, als ich gerade an demselben Tage diese Gedichte selbst versucht hatte. – Ebenfalls von Herrn Wieck habe ich mit großer Freude von den vielen großen Schöpfungen gehört, die jetzt unter Ihrer Feder sind; namentlich aber ist es das weltliche Oratorium, dessen Bekanntschaft hoffentlich bald durch den Druck zu machen sein wird.Der freundlichen Erfüllung meiner Bitte entgegensehend, bemerke ich nur noch, daß ich mit dem größten Vergnügen, mich etwaiger Aufträge und Geschäfte für Paris unterziehen werde.
Der Frau Doctor Schumann meine ergebensten Empfehlungen.
Mit der größten Hochachtung
ergeben
Julius Stern
Dresden, Albrechtsgasse Nro. 8
vor dem Pirnaschen Schlage
bei der Frau Generalin von Mansuroff
21 August 1843.
Sr. Hochwohlgeboren
des Herrn Doctor Robert Schumann
Lehrer am Conservatorium der Musik
zu
Leipzig
frei
[BV-E, Nr. 2668]
|