23.01.2024

Briefe



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ID: 4877
Geschrieben am: Samstag 10.06.1843
 

Sr Wohlgeboren Herrn Dr R. Schumann, Redaktor der Neuen Zeitschrift für Musik etc. in Leipzig.
Hochgeehrtester Herr Doctor,
Schon vor drei Jahren hatte ich die Ehre, an Sie zu schreiben, um Ihnen eine Anzeige, betreffend eine vakante Organistenstelle in hiesiger Stadtkirche, zur Aufnahme in Ihre Zeitschrift zu übersenden. Damals wurde die Stelle, weil sich kein einziges tüchtiges Subjekt gemeldet hatte & sich überdiess die damals von den Söhnen des Aloys Mooser reparirte Orgel sehr bald als höchst unsolid erwies, nur provisorisch besetzt. Seit dieser Zeit wurde die Orgel zum 2ten <m>Mal einer gänzlichen Umarbeitung durch Herrn Friedr. Haas, einen Schüler des Ludwigsburger Walker, unterworfen & Alles giebt die Hoffnung, dass die bloss für Reparatur ausgelegten fl 15,000 ihre schönen Früchte tragen werden. Gleichzeitig mit der Beendigung des schönen Orgelwerkes soll auch die Organistenstelle neu & definitif besetzt werden, zu welchem Zweck ich von der hiesigen Stadtbehörde beauftragt wurde, an Sie zu schreiben, und Sie zu ersuchen, die hier beigelegte Ausschreibung in die beiden nächstfolgenden Nummern <einrücken zu lassen> Ihrer Zeitschrift einrücken zu lassen. Sollten Sie vielleicht Gelegenheit finden, in Ihrem so sehr musikalischen Kreise ┌diese Sache┐ zu empfehlen, so darf ich Sie im Voraus versichern, dass der Gewählte Ihnen für Ihre Empfehlung gewiss Dank wissen wird, denn so klein unser Städtchen ist, so sehr wird Musik geliebt, geschätzt & gepflegt: auch bei uns heisst es, |2| gleich wie in Leipzig: Res severa est verum gaudium.
Ein wesentlicher Unterschied <der jet> zwischen dieser Ausschreibung und derjenigen vom Jahre 1840 besteht darin, dass damals ausgesprochen wurde, dass keine Reisekosten vergütet werden, wogegen jetzt <jetzt> hierüber <>Nichts gesagt <ist> und dafür beschlossen ist, den 2 besten, die<> nicht gewählt werden sollten, eine billige Reiseentschädigung zu bezahlen.
Indem ich so frei bin, Ihnen unsere Angelegenheit zu empfehlen bemerke ich Ihnen noch, dass Herr Steinacker, Buchhändler in Leipzig, beauftragt ist, die Insertions-Kosten zu bezahlen.
Endlich bin ich so frei, <Sie> Ihnen an’s Herz zu legen, dass gewiss sehr viele Schweizer sich glücklich schätzen würden, ihren Frauen einmal die grosse Frau Dr Schumann als Ideal eines schönen Klavierspiels vorstellen zu können, <und> dass die Schweiz nicht am Ende der Welt liegt und sich diesseits der Alpen noch genug Herzen finden, die für deutsche Kunst glühen & leben.
Empfehlen Sie mich unbekannter Weise Ihrer ausgezeichneten Frau Gemahlin und seien Sie überzeugt, dass ein Besuch von Ihnen <für> uns ┌als┐ eine ausgezeichnete Ehre angesehen würde.
Genehmigen Sie die Versicherung der hochachtungsvollen Ergebenheit
Dr Ziegler-Sulzer
Eidg. Divisionsarzt.
Winterthur den 10 Juni 1843.
Canton Zürich in der Schweiz

Absender: Ziegler-Sulzer, Dr., Jakob Heinrich (15360)
  Absendeort: Winterthur
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort: Leipzig
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 10
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-021-6
991ff.

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 15 Nr. 2611; Abschrift in CH-W, s: Ms BRH 462/29
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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