Lieber Schumann!
In aller Eile meld ich Dir daß ich Dir Morgen ein Manuscript für Deine Musikalische Zeitung sende was Dir gewiß recht seyn wird.
Ich war 4 Wochen lang bedeutend unpäßlich medicinire noch jetzt und bin sehr in Nöthen wär es Dir also möglich so nimm das Manspt an wie ich Dirs sende, nemlich mit Zahlung von 6 Thalern Postvorschuß
Kannst Du’s nicht, so ists schlimm für mich, ich werde Dir dann aber trotzdem das Mspt mit der nächsten Post oder Gelegenheit wiedersenden, denn ich bin Dir ohnehin noch schuldig und weiß es ja daß Du mir helfen wirst wenn Dus kannst. Mißkenne mich daher so wenig wie ich Dich und laß meinen Nothschrei Deine Meinung über mich so wenig verändern wie es meine gute Meinung über Dich verändern kann und wird wenn Du mir meine Bitte nicht erfüllen kannst. Ende dieses Monats erscheint das erste Heft meiner Portraits, ich werd es Dir zusenden Wie kannst Du glauben daß Clara nicht erwähnt werden würde wenn ich über Dich schreibe, Du weißt doch wohl wie sehr ich sie in jeder Hinsicht schätze und verehre. Grüße sie herzlich und bleibe gut Deinem Alten
Lyser
Dresden, den 17/1 1842.
P.S. Reißigers Oper ist nun 6 mal und stets bei überfülltem Hause und mit stets gleichen großen Beifall aufgeführt worden, es ist bei Gott eine treffliche Musik aber die Kritik behandelt ihn schändlich und lügt sogar: er führe nur seine Opern auf. Außer der Adele ist seit 6 Jahren kein Oper von ihm aufgeführt worden dagegen hören wir hier den Don Juan wie sonst nirgends mehr in Deutschland, ferner Fidelio, Templer u. Jüdin, Iphigenie, Figaro, Wasserträger Cortez Hugenotten pppp – Man sollte ihn doch einmal vertreten!
Sr Wohlgebn
Herrn Dr. Robert Schumann
Redaction der neuen Zeitschrift für
Musik.
Leipzig.
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