Geehrtester Herr!
Beigehend empfangen Sie den „Concertbericht“ über die ganze verflosse¬ne Saison. Erschrecken Sie nicht vor der Länge; ich konnte ihn nicht so trocken referirend halten, schon Ihres Blattes selbst wegen, u so giebt er gleichzeitig mein Glaubensbekenntniß über so manche musikalische u kri¬tische Uebelstände, u – wie ich mir schmeichle – nichts Unnöthiges. Was ich über Fr. Dr. Schumann, u Hn. Dr. Schumann’s „Peri“ gesagt, über¬lasse ich Ihrer Hand; lieb wäre es mir, wenn das, wie ich hoffe, so stehen bleiben könnte. Es ist dies übrigens der letzte größere Aufsatz für dieses Quartal, den ich freilich auch bis Johannis noch vollständig abgedruckt zu sehen wünschte. Mit Anfang Juli empfangen Sie dann den Bericht über die Oper, der nun ein Semestralbericht, vom 1. Januar bis 1. Juli, wird; vorher wahrscheinlich noch einige kürzere Aufsätze über „Reissigers Messe“ u die „Oper von Lvoff“, der hier ist, u morgen auf seine Kosten dieselbe theilweise vor einem Kreise Eingeladener als Abendunterhaltung zu Gehör bringt: ich meine, das dürfte für Ihr Blatt Interesse haben, mü߬te dann freilich bald abgedruckt werden.
Ihre Idee in Betreff der „Musikfeste“ sagt mir wohl zu, u ich werde sie mir noch zurechtzulegen suchen. Vor Anfang k. M. würde ich freilich den Aufsatz wohl nicht liefern können, da ich noch für das Meißner Ge¬sangfest zu thun habe, indem der M. D. Hartmann mich gestern gebeten hat, ihm einen Psalm zur Aufführung bei derselben zu senden. – Die Hasselt-Barth ist angekommen u wird, wie vorläufig bestimmt, sechsmal à 30 Frd’. singen. Sie sollte gestern als Donna Anna auftreten, ward aber plötzlich unwohl, ob im Ernste oder im Scherz, weiß ich nicht.
Schließlich erlauben Sie mir eine, eigentlich etwas unbescheidene Bit¬te, durch deren baldige Gewährung, wenn möglich, Sie mich sehr ver¬pflichten würden. Ich wünsche nemlich einen Vorschuß von 10 Thalern, da mir eine größere Summe, auf deren Eingehen am 1. d. ich mit Be¬stimmtheit rechnete, ausgeblieben ist, u ich mehre Zahlungen zu leisten habe, mit denen ich nicht gern im Rückstande bleiben möchte. Die Bitte ist mir selbst unangenehm, doch rechne ich derselben wegen auf Ihre freundliche Nachsicht.
Mit steter Hochachtung u freundlichem Gruß
Ihr
ergbst
Schladebach.
Hn. R. Friese mit ergebener Empfehlung meinen freundlichen Dank für Uebersendung des Fr. Ex’.s.
Dresden, 3. Juni. 44.
An Lorenz
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