Hochgeehrtester Herr und Freund!
Entschuldigen Sie, daß ich mit der Antwort auf Ihr werthes Schreiben, bis heute gezögerte, und Ihrem Wunsche nicht sogleich entsprechen konnte – Die am 15 d. m. begonnene Concours-Prüfung, zur Besetzung der 5 Aspiranten Stellen bey den Violinen und 2 Cellos, nahm meine Zeit ganz in Anspruch – Nun zur Sache – Um die Erlaubniß zur Dedication Ihres Werkes an Sn Majestät den König zu erhalten, sind folgende forma¬len Rücksichten zu beobachten. Die Uebersendung der Partitur geschieht, mittelst der General-Direction der Könil [sic] musikalischen Capelle, neben der unterthänigsten Zuschrift an Sn M. dem König, ist auch eine Zuschrift an Sn Exzellenz den General Director Baron v Lüttichau um gütige Einbegleitung erforderlich – Rathsam wäre es auch, wenn Sie Mor¬lacchi und Reissiger davon in Kenntniß setzten, denn diese Hh. haben die berathende Stimme. Wenn es so eingeleitet wird, so zweifle ich nicht an dem günstigen und schnellen Erfolge, so einer guten Sache. Ich freue mich herzlich auf Ihre Symphonie, denn nach denen mir bis jetzt <vie> bekannten Ihren Compositionen zu urtheilen, welche von hoher Begeiste¬rung und poetischem Sinn zeugen, wird auch dieses Werk genialisch seyn. Möchte ich es |2| bald hier sehen und hören, denn die Proben zum be¬vorstehenden Palmsonntag Conzerte benehmen mir ganz die Hofnung nach Leipzig zu kommen, so sehr ich mir es wünsche, auch die Eröfnung des neuen Theaters am 2ten Ostertage, 13ter April, welche nun unwiederruf-lich bestimmt ist, erlaubt es mir nicht, sich zu entfernen, da noch manche Einrichtungen in Betreff des Orchesters, geschehen werden. Es ist mir erfreulich Ihnen zu sagen daß der König, ein wahrer Musickkenner ist, und gewiß an Ihrem Werke viel Vergnügen haben wird – Gestern spielte ich, auch bey Sr Majestät drey Quartetten, Mozart, Haydn u Beethoven F moll, Op. 11 welche alle sehr gefielen – Schicken Sie nur bald Ihr schö¬nes Werk, damit es auch bey uns, schnell in’s Leben tretten möchte.
Mit wahrer Hochachtung
Ihr ergebener
Karl Lipinsky
Ihre schätzbaren Frau Gemahlin, meinen Handkuß, und die Empfehlun¬gen von meiner Frau und Tochter Natalie
Dresden 18 März 1841
|4| Seine Wohlgeboren
Herrn Dr Robert Schumann
Redacteur der musik. Zeitschrift
in
Leipzig
frey
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