Verehrter Freund,
Ich beeile mich Sie zu benachrichtigen dass bei der mir zugesandten Partitur Faust’s Verklärung, der Schluss fehlt – nähmlich bei Seite 146, „Hier ist gethan, hier ....“ – bleibt es stehen. Sind Sie also so gütig und senden mir mit nächster Post die einigen Seiten welche sich wahrscheinlich auf Ihrem Schreibtische vorfinden werden – Die hiesigen Stimmen werden Ihnen an verlangtem Tag in Dresden (17 August) zukommen; dagegen werden Sie uns aber sehr verbinden wenn Sie Ihrem freundlichen Anerbieten gemäss uns sobald wie möglich Die ausgeschriebenen Solo Stimmen mit den Blas und Blech Instrumenten Parthien, zukommen lassen – denn es tritt hier bei dieser Gelegenheit wo verschiedene neue Sachen aufgeführt werden ein grosser Mangel an Copisten ein, so dass Freund Montag selbst an dem Abschreiben der Faust Stimmen sich thätig betheiligt.
Vielen Dank über Ihre speciellen Bemerkungen über Tempo und Nüancen; wir wollen unser möglichstes thun um Ihr Werk auf eine würdige Weise dem Publikum zu verständigen –
Die Märsche 1849 sind in Felsen gehauen – blos meines Erachtens etwas kurz gehalten – Ich habe sie, so wie mehrere Ihrer neuesten Compositionen mit vieler Sympathie durchstudirt –
Das Programm der Weymarer Festivitäten sende ich Ihnen nächstens – Die Faust Scene wird im Theater Concerte am 29ten aufgeführt, zu dessen Schluss wir die 9te Symphonie von Beethowen intendiren – Keine schlechte Nachbarschaft fürwahr!
Freundschaftlich ergeben
F. Liszt.
13 August 1849.
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